Musik: Schon wieder müssen Proberäume schließen
Pächter sprachlos: Am 27. April muss Dietmar Kunze seinen Komplex dichtmachen.
Düsseldorf. Es ist ein fast schon chronischer Missstand: In Düsseldorf fehlen Proberäume für Musiker — ein Problem, das seit Jahren bekannt ist, das lange diskutiert wurde und zu dem schon Band-Umfrage sowie Proberaum-Recherchen durchgeführt wurden. Im März wurde ein Bunker mit Proberäumen in Lierenfeld geschlossen, jetzt müssen an der Heyestraße in Gerresheim 14 Räume schließen.
In dem Komplex befindet sich die Rockerkneipe „Red Pearl“ des Clan 81 und vor kurzem flog hier eine Marihuana-Plantage auf. Am 27. April sollen nun die Proberäume dichtmachen. Das Bauamt hat eine Nutzungsunterlassung erteilt. Grund dafür sind bauliche Mängel: fehlender Brandschutz, fehlender Fluchtweg, fehlende Lüftung.
Dietmar Kunze versteht die Welt nicht mehr. Er ist Pächter der zweiten und dritten Etage des Gebäudes und vermietet sie seit zwölf Jahren an Bands. Die genannten Mängel sieht er nicht. Deshalb lässt er den Vorfall jetzt von einem Anwalt prüfen. „Da stimmt doch was nicht. Das Bauamt macht ein Riesentheater, anstatt mir die Möglichkeit zu geben, Mängel zu beheben.“ Stattdessen würde lieber gleich die Unterlassung ausgesprochen.
Clemens Schaar ist ebenso sprachlos: Vor wenigen Tagen hat er den Aushang des Pächters gelesen, seine Band „Mighty Mammut Movement“ stand kurzfristig auf der Straße. „In Düsseldorf werden einem ständig Steine in den Weg gelegt“, sagt Schaar. Seine Band wird im Mai ein Album aufnehmen, deshalb war für die nächsten Wochen Proben angesagt. „Zum Glück haben wir bei einem Freund Unterschlupf gefunden — doch das Glück hat nicht jede Band.“ Im Internet formt sich Protest. Geplant ist eine Musik-Demonstration vor dem Rathaus. Schaar: „Konkret ist das aber noch nicht.“
Clara Deilmann weiß um das Problem. Die Grünen-Politikerin ist Vorsitzende des Musikbeirats und macht eine Bewegung „in die falsche Richtung“ aus. „Eigentlich wollen wir neue Räumlichkeiten schaffen. Stattdessen kommen immer neue Rückschläge und wir müssen versuchen, alte Komplexe zu erhalten.“
In den Augen der Politikerin kann in der nächsten Sitzung desKulturausschusses ein Zeichen gesetzt werden. Dann wird ein Gutachten über die Sanierungskosten des Lierenfelder Bunkers vorgelegt — wohl ein entscheidender Indikator dafür, ob die Stadt den Bunker kauft oder nicht.