„Deutsch-Amerikanische Freundschaft“ „Tanz den Adolf Hitler“ — Gabi Delgado gestorben
Düsseldorf · Harte Klänge, schnelle Beats. Mit der Band Deutsch-Amerikanische Freundschaft prägte er die Musik der 80er Jahre. Der Sänger wurde nur 61 Jahre alt.
Metallisch, industriell, schnell. Die 1980er Jahre hatten musikalisch scharfe Kanten. Auch DAF eckte an. Die „Deutsch-Amerikanische Freundschaft“ beeinflusste als Band aus Düsseldorf mit elektronischen Beats nachhaltig die New-Wave-Bewegung und die später daraus hervorgegangene Neue Deutsche Welle. Nun ist Gabriel Delgado-López, besser bekannt als Gabi Delgado, Gründer der Elektro-Punk-Band DAF („Der Mussolini“) tot. Er starb am Sonntag in einem Krankenhaus in Portugal im Alter von 61 Jahren, wie sein Manager Olaf Strick unter Berufung auf die Familie bestätigte.
Mit Textzeilen wie „Tanz den Adolf Hitler“ vermochte die Band in den 80ern Tanzflächen zu spalten. Die Zeile kommt im „Mussolini“-Song von 1981 direkt auf „Tanz den Mussolini“. Wenige Takte später wird der Tanzbefehl dann noch zu Jesus Christus und dem Kommunismus erteilt. Das DAF-Duo Delgado und Mitgründer Robert Görl sah sich missverstanden, nahm Diskussionen um möglicherweise extrem rechte Tendenzen aber meist hin. Antworten auf Fragen zu vermeintlichem Nazitum lagen zwischen „Nein, wir sind keine Nazis“ und „Sieg Heil“.
Delgado und Görl gründeten bereits Ende der 1970er Jahre das Elektro-Punk-Projekt DAF. Das erste Album „Ein Produkt der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft“ entstand noch ohne den Gesang von Delgado, der sich zu dem Zeitpunkt vorübergehend aus der Band zurückgezogen hatte. Gesang? Es ist eher ein Raunen, Bellen, sexuell aufgeladenes Sprechen mit tiefer, sonorer Stimme, das neben den harten Beats und Klängen prägend werden sollte für den Stil von DAF. Die Texte bestehen aus Befehlen, Parolen, Zusammenhanglosem. Verpackt in Hüllen von Sex („Der Räuber und der Prinz“), schwuler Leder-Style zweier Heteros, gern mal Militaria, im Zweifel auch Bundfaltenhose zu nacktem Oberkörper. DAF war der Dadaismus der 80er. Ihr Stück „Verschwende Deine Jugend“ ist die Antwort auf Arthur Schnitzlers „Lebe wild und gefährlich“.
Viele Querverbindungen zwischen den Bands DAF und Kraftwerk
Die musikalische Symbiose von Mensch und Maschine ist prägend für die „Deutsch-Amerikanische Freundschaft“, die einst in den Kellerräumen des Ratinger Hofs probte. „Mensch-Maschine“ — bei Kraftwerk, ebenfalls aus Düsseldorf, hieß so eines der stilbildenden Alben. Es gibt viele Querverbindungen zwischen beiden Bands. So wie sich auch viele Entwicklungen in der westdeutschen Musikszene an den Einflüssen der beiden Gruppen festmachen lassen.
Delgado legte im Lauf der Jahrzehnte mehrere DAF-Pausen ein. In Berlin arbeitete er mit WestBam, realisierte verschiedene Techno- und House-Projekte. Mit Schauspieler und Musiker Wotan Wilke Möhring veröffentlichte er 1996 ein Album als DAF/DOS. Zuletzt war Delgado wieder zurück bei DAF, tourte mit der zwischenzeitlich aufgelösten, aber wieder neu vereinigten Deutsch-Amerikanischen Freundschaft.
Musiker wurde im spanischen Córdoba geboren und lebte zwischenzeitlich in London sowie NRW
Delgado wurde in Córdoba in Spanien geboren. Mit seiner Familie kam er in den 1960er Jahren nach Deutschland und wohnte in mehreren Städten in Nordrhein-Westfalen. Nach einigen Jahren in London lebte er von Mitte der 80er Jahre an in Berlin. Später ging er wieder nach Córdoba und lebte zuletzt mit seiner Frau Jane in Portugal. Dass Delgados Einfluss nicht auf Deutschland beschränkt blieb, zeigt der unlängst veröffentlichte Remix des italienischen Produzenten Giorgio Moroder. Er legte zusammen mit Denis Naidanow den „Mussolini“ neu auf — die Hitler-Zeile fehlt allerdings.