Zentrum. Von Tätern, Mitläufern und dem Widerstand

Wuppertal · Die Ausstellung in der Kassenhalle beschäftigt sich mit dem Verhalten der Menschen in der NS-Diktatur.

Ulrike Schrader und Birthe Kundrus (v.l.) in der Ausstellung.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Der Holocaust, der nationalsozialistische Völkermord, kostete Millionen Menschen das Leben. Allein rund 6 Millionen europäische Juden fielen ihm zum Opfer. Wie war der Mord möglich? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Wanderausstellung „Einige waren Nachbarn: Täter, Mitläufertum und Widerstand“ des United States Holocaust Memorial in Washington D.C., die momentan in der Kassenhalle der Sparkasse am Islandufer zu sehen ist.

Seit 1941 führten die Nationalsozialisten den Holocaust systematisch durch, mit dem Ziel, alle Juden im deutschen Machtgebiet zu vernichten. Die Rolle von Adolf Hitler und anderer nationalsozialistischer Führer ist unumstritten, doch waren sie auch abhängig von vielen Mitläufern und Mittätern. Die Herrschaft der Nazis beruhte auch auf der Unterstützung durch die Bevölkerung. Wer waren diese Menschen, was hat sie zu ihrem Tun bewogen? Auf diese Fragen will die Ausstellung eine Antwort geben.

Beklemmende Bilder,
Texte und Dokumente

Sie zeigt die unterschiedlichsten Aspekte in beklemmenden Bildern, Texten und Dokumenten: Eine Frau wird öffentlich an den Pranger gestellt. Sie trägt ein Schild mit der Aufschrift „Ich habe mich mit einem Juden eingelassen.“ Durch geschickte Propaganda wurde die Bevölkerung oft zu Profiteuren gemacht, Wohnungen, Möbel, Arbeitsstellen fielen ihnen nach der Deportation der Juden zu. Doch es gab auch andere, Menschen, die riskierten, ihren jüdischen Mitbewohnern zu helfen, sie zu verstecken.

Diese Bandbreite zwischen Mitläufern und Helfern, zwischen Kollaboration und Rettung stellt die Ausstellung dar. „Auf rund 20 000 wird die Zahl derer geschätzt, die als Retter fungierten“, erklärte Prof. Dr. Birthe Kundrus von der Universität Hamburg in ihrem Vortrag „Ignoranz, Gleichgültigkeit, Passivität? Die Volksgemeinschaft und der Holocaust“ zur Ausstellungseröffnung.

Was und woher wussten die Deutschen vom Holocaust und welche Konsequenzen zogen sie aus dem Wissen? Beispielhaft berichtete sie von aktiven Helfern wie Wilhelm Hosenfeld, der durch die Ereignisse seine Einstellung als Offizier wandelte und zum Helfer wurde. Ob sie mit Gleichgültigkeit, Wegschauen oder Unterstützung reagierten, vielen waren die Deportationen bekannt.

Kleine Filme in der Ausstellung zeigen unterschiedliche Szenen: Einem jungen Paar, sie Jüdin, wird öffentlich die Haare geschoren. Marin Nickel erzählt, wie sie eine junge, schwangere Jüdin rettete. Ein Betroffener kommt zu Wort, dessen Familie verraten wurde.

Die Ausstellung gibt einen Abriss über die geschichtliche Entwicklung und Ausbreitung des Nationalsozialismus sowie über die Mittäterschaft auch in den besetzten Gebieten. Sie erklärt, welche Gründe zur Kooperation mit den Besetzern führten. Zeigt aber auch Andersdenkende, etwa einen Hof in Polen auf dem Juden versteckt wurden.

Worte einer Betroffenen: „Ich spüre große Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die uns gerettet haben. Und das waren einfache Menschen, die nie in den Geschichtsbüchern stehen werden. Ich möchte, dass die Generation nach Hitler weiß, dass die Menschen die Wahl haben.“ Dazu passt das Statement der Historikerin Kundrus: „Individuen haben Macht zum Guten und zum Schlechten.“ In der Einladung zur Ausstellung heißt es: Lehren aus dem Holocaust könne man nur ziehen, wenn man erkennt, dass der Holocaust möglich wurde, weil Menschen in Deutschland und Europa verschiedene Gründe hatten, dem Völkermord zuzustimmen oder daran mitzuwirken.

Die Ausstellung ist noch bis zum 2. April zu sehen. Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch und Freitag 9-16 Uhr, Dienstag und Donnerstag 9-18 Uhr. Informationen unter 563 2843 oder per Mail an