Wirtschaft Gepa: „Schwerpunkt ist soziale Nachhaltigkeit“

Wuppertal · Was heißt es, mit fairem Kaffee zu handeln? Die Gepa in Wuppertal gibt Einblicke.

Peter Schaumberger (Geschäftsführer) und Kleber Cruz Gracia (Einkaufsmanager Kaffee) mit unterschiedlichen Kaffeesorten.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Wer weiß, was die in Südamerika oder Asien auf ihre Felder schütten.“ So und ähnlich lauten häufig Argumente gegen Bio-Produkte. Gepa-Geschäftsführer Peter Schaumberger kann diese Argumente leicht entkräften: „Ein fachlich geschulter Kontrolleur kann am Wachstum einer Pflanze sofort sehen, ob sie mit Stickstoff gedüngt wurde oder nicht – dafür muss er keinen Sack mit Düngemittel finden.“ Schaumberger hat lange eine internationale Kontrollstelle geleitet und ist fest davon überzeugt, dass sich bei Bio-Ware nicht so leicht schummeln lässt. Am Zustand der Felder erkennt er, ob diese nach den Richtlinien der Bio-Zertifizierung bearbeitet wurden. Gleichzeitig verrät ihm das Aussehen eines Dorfes und seiner Einwohner, ob diese auch entsprechend der Fair-Trade-Richtlinien vom Verkauf ihrer Erzeugnisse profitieren.

Unangemeldete Stichproben
bei den Kaffeebauern

So ein Kontrolleur besuche je nach Zertifizierungsstelle mindestens einmal im Jahr jeden Produzenten. Manchmal komme er angemeldet, um neben den Feldern auch alle Unterlagen zu sichten, erzählt Schaumberger. Zusätzlich gebe es unangemeldete Stichproben. Im Zweifelsfall nimmt der Experte Bodenproben, um zu dokumentieren, welche erlaubten oder unerlaubten Mittel dort eingesetzt wurden. Nach einiger Zeit werde so ein Kontrolleur in der Regel ausgetauscht, um eine zu große Nähe zu den Kontrollierten zu vermeiden.

Die Gepa selbst unterhält zu den meisten Kooperationspartnern langjährige Handelsbeziehungen. Mit manchen arbeitet sie schon seit Jahrzehnten zusammen. So wächst das Vertrauen. Die Einkäufer besuchen fast jedes Jahr ihre Lieferanten. Gleichzeitig werden die Qualitätsverantwortlichen regelmäßig in die Wuppertaler Gepa-Zentrale eingeladen, um sie hier zu schulen. „Sie müssen verstehen, welche Qualität der europäische Konsument möchte“, erklärt Schaumberger. Denn über Bio und fair trade hinaus möchte die Gepa Kaffee, der richtig gut schmeckt. Dafür müssen im Anbauland nach dem Trocknen alle „Defekte“, also unterentwickelte oder unreife Bohnen, aussortiert werden. Auch für die Restfeuchte in den Bohnen gibt es genaue Vorgaben.

Wertschöpfung soll
im Land gehalten werden

Gleichzeitig unterstützt die Gepa ihre Kooperationspartner in den Entwicklungsländern dabei, einen möglichst großen Teil der Wertschöpfung im Land zu halten. So vermitteln die Gepa-Mitarbeiter etwa das Know-How, damit die Kooperativen vor Ort den Kaffee selbst rösten und verpacken können. „Unser Schwerpunkt ist die soziale Nachhaltigkeit“, betont Schaumberger. Deshalb schließt die Gepa langfristige Lieferverträge ab und garantiert Preise, die über den Weltmarktpreisen liegen.

Die Lieferanten haben also ein großes Interesse daran, die Erwartungen der Gepa zu erfüllen und weiterhin mit ihr zusammenzuarbeiten. Angesichts des Klimawandels beraten die Experten der Gepa ihre Partner auch über neue Anbaumethoden, um sich besser gegen Dürre und Hitze zu wappnen.

50 Prozent des Umsatzes macht die Gepa mit ihren 40 verschiedenen Kaffeesorten. Danach kommen Tee und Schokolade. Die Non-Food-Artikel machen trotz relativ hoher Produktzahlen nur einen kleinen Teil des Umsatzes aus. Für die Schokolade hat Gepa gerade eine Nature Flex Folie entwickelt, die überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, sich jedoch optisch nicht von herkömmlicher Plastikfolie unterscheidet.

Erhältlich sind die Gepa-Produkte inzwischen neben Welt- und Bioläden auch in vielen Supermärkten. Der Online-Shop hat Zuwachsraten von rund 20 Prozent im Jahr. Demnächst soll insbesondere der Kaffee auch in den Buchläden vertrieben werden.