Mylord ade: Eine Kneipe schließt nach über 50 Jahren
Wirtin Brigitte Mylord gibt Ende Juni zum letzten Mal einen aus. Ihre Gäste wurden weniger.
Düsseldorf. Brigitte Mylord ist traurig. Sie gibt ihr bisheriges Leben auf und schließt ihre Kneipe in der Hohe Straße in der Carlstadt. „Ich habe 51 Jahre dort verbracht, 18 Stunden am Tag. Nur zum schlafen war ich oben in meiner Wohnung“, sagt sie. Das schaffe sie nun nicht mehr. „Ich bin zu alt, meine Gäste sind noch älter, viele sind schon gestorben“, erzählt sie. Und neue kommen wenig nach, das Geschäft läuft nicht mehr so wie früher. Bei ihrer Abschiedsfeier soll es aber noch einmal richtig rund gehen.
„Die Feste hier, das sind echte Höhepunkte“, weiß Thomas Kraemer, einer ihrer langjährigen Freunde. „Es ist ein echtes Trauerspiel, dass es das bald nicht mehr gibt.“ Früher haben die Gäste vor allem im Karneval auf den Tischen getanzt, sie standen dicht an dicht in der kleinen Kneipe. Gern erinnert sich Mylord daran zurück. „Da haben alle selber für Unterhaltung gesorgt. Es war sehr lustig.“
Die vielen Bilder an den Wänden hat sie damals alle abhängen müssen, damit „keiner sie mit dem Hintern versehentlich runterwischt“, erzählt die Wirtin. Sie alle erzählen eine Geschichte. Schauspieler, Künstler, Bankleute, Gewerkschafter, Auszubildende haben für Stimmung gesorgt. Bert Gerresheim ist einer der berühmtesten. Ein buntes Gemisch war es, und alle hatten Spaß, sagt sie. Die Erinnerungen sind in allen Ecken verteilt, als Autogramm, als Aufkleber, als Büste.
Jeder, der hier reinschaue, finde die Einrichtung süß, auch die jungen Leute, erzählt die Wirtin. „Aber keiner kommt.“ Das Bierchen zwischendrin sei nicht mehr gefragt. Und abends seien andere Lokale angesagt, Laufkundschaft ist selten geworden. Nur die Stammgäste bleiben ihr treu, reisen teils bis aus Berlin an. Die Zeiten haben sich geändert.
Mylord ist schon seit Jahren dabei, sich damit abzufinden, dass es einen Schlussstrich geben wird. „Ich will auch mal Zeit für meine Familie haben, an die Ostsee und nach Hamburg fahren.“
Ihre Freunde wird sie künftig an einem anderen Ort sehen. Wo, ist noch offen. Eins nach dem anderen. Jetzt freut sie sich erstmal auf die letzte große Feier — und hofft, dass die Baustelle vor der Tür ihr nicht mehr im Weg ist. „Man kann nicht alles planen. Es kommt wie es kommt“, sagt sie.