Stadtentwicklung Neue Geschäfte, neue Adressen in der Düsseldorfer Altstadt

Düsseldorf · Es gibt einen Nachfolger im ehemaligen Geschäft von Robert-Schmitz-Berufskleidung. Auch sonst findet gerade ein großer Wandel in dem Viertel statt.

 Bülent Hali hat das Lokal „Hexe“ an der Bolkerstraße eröffnet.

Bülent Hali hat das Lokal „Hexe“ an der Bolkerstraße eröffnet.

Foto: Nicole Gehring

Wandel ist auch in der Geschäftswelt der Altstadt ein durchaus bekanntes Phänomen, ein längerer Leerstand ist es nicht. Deshalb war es schon auffällig, wie lange sich nichts Neues an der Ecke von Graben- und Mittelstraße tat, in dem Geschäft, in dem über mehrere Jahrzehnte Robert-Schmitz-Berusfkleidung beheimatet war. Nun steht an der Fassade, dass dort Ludwig Reiter eine Filiale eröffnet – voraussichtlich im Februar. Und das ist nicht der einzige Wandel im ältesten Düsseldorfer Stadtteil.

 Das ehemalige Geschäft von Robert-Schmitz-Berufskleidung an der Ecke Mittelstraße, Grabenstraße. Hier zieht bald Ludwig Reiter ein.

Das ehemalige Geschäft von Robert-Schmitz-Berufskleidung an der Ecke Mittelstraße, Grabenstraße. Hier zieht bald Ludwig Reiter ein.

Foto: Christian Herrendorf

Ludwig Reiter Ludwig Reiter ist bereits mit einem Geschäft an der Königsallee vertreten. Im Norden der Einkaufsmeile bietet das Unternehmen Schuhe, Taschen und Accessoires an. Der Namensgeber, Ludwig Reiter I., eröffnete 1885 mit seiner Frau Anna in Wien eine Schuhmacherwerkstatt und belieferte zwei Jahre später die k. und k.- Sicherheitswache mit Stiefeln.

 Der Rausverkauf läuft an der Mittelstraße bei Kult. Aldi wird nachrücken.

Der Rausverkauf läuft an der Mittelstraße bei Kult. Aldi wird nachrücken.

Foto: ale

Vorgänger in der Altstadt war ein Geschäft, das den Düsseldorfern aus zwei Gründen in Erinnerung geblieben ist: wegen der Kleidung, die man für die Arbeit kaufte, und für Jeans oder Hemden, die viele auch im Alltag trugen. Robert Pauen, Inhaber und Enkel des Unternehmensgründers Robert Schmitz, hatte das Geschäft im April aufgegeben. Das Fehlen eines Nachfolgers und rückläufige Umsätze wegen der Internet-Konkurrenz hätten ihn zu diesem Schritt bewogen: „Ich bin sechs Tage in der Woche von 9 bis 19 Uhr hier im Laden, irgendwann ist es gut“, sagte der 65-Jährige damals. Ärzte, Bäcker und Köche gehörten bis zum Schluss zu den treuen Kunden für Berufskleidung, während der Großhandel, der seinerzeit monatlich gerne mal 500 Overalls bei Pauen bestellte, seinen Bedarf anders deckte. Zudem hatte sich die Einstellung zur Berufskleidung verändert: „Kittel und Arbeitsjacken werden heute kaum noch getragen“, erzählte Pauen. Vorbei seien auch die Zeiten, als aus Berufskleidung Karnevalskostüme wurden oder diese gar in Mode kam.

Kult/ Aldi  Eher (wenn auch nicht nur) das Teenager-Publikum hat 25 Jahre lang ein Modeladen nur 25 Meter weiter nördlich auf der Mittelstraße angezogen: „Kult“, das kleine Kaufhaus, das hier seinen Südeingang hatte (der Haupteingang an der Flinger Straße ist noch geöffnet). Aber jetzt ist bald Schluss, der Räumungsverkauf nähert sich seinem Ende. Im Laufe des Jahres soll hier Aldi einziehen. Der große Discounter hatte sich Ende 2012 aus der Altstadt zurückgezogen, als er das Ladenlokal an der Flinger Straße (heute: Deichmann) räumte.

 Petit Bateau ist umgezogen, von der Heinrich-Heine-Allee neben dem Breidenbacher Hof an die Kasernenstraße neben Pia.

Petit Bateau ist umgezogen, von der Heinrich-Heine-Allee neben dem Breidenbacher Hof an die Kasernenstraße neben Pia.

Foto: ale

Hexe Bülent Hali kennt man ursprünglich als Geschäftsführer der Kasematten. Nun hat er an der Bolkerstraße 4 seine „Hexe“ eröffnet. Seitdem stürzen die Düsseldorfer sich morgens auf sein reichhaltiges Frühstücksangebot und abends auf leckere Cocktails. Bereits jetzt ist die „Hexe“ ein neuer „In-Treff“.

Petit Bateau Zwar ist das Kinderbekleidungsgeschäft ein Neuankömmling in der Altstadt, zuvor war es allerdings auch schon in unmittelbarer Nachbarschaft präsent. Von der Heine-Allee zog das französische Unternehmen mit seiner Boutique nun an die Kasernenstraße 1.

Retematäng Nachdem die legendäre Kneipe „En de Retematäng“ Anfang der 90er Jahre dichtgemacht hatte, gibt es jetzt einen namentlichen Nachfolger. Einen Monat alt ist die neue Bar an der Ratinger Straße, Ecke Ratinger Mauer. Hausherr Daniel Vollmer (Schickimicki) ist zufrieden mit den ersten Wochen. „Die Retematäng-Bar-Crew dankt euch allen recht herzlich für den Spitzen-Start“ heißt es auf der Facebook-Seite der neuen Gastronomie.


Le Creuset Wo man lange Brötchen und Brot bei Oehme kaufen (und drinnen oder draußen einen Kaffee trinken) konnte, gibt’s jetzt edle Töpfe und Pfannen der französischen

Firma „Le Creuset“– nämlich an der Grabenstraße 2 (kurz vor der Ecke Mittelstraße).


Köhlerliesel Immerhin einen Monat mehr Ratinger-Erfahrung haben die Macher der Köhlerliesel an der Hausnummer 23 machen dürfen.  Die Inhaber Julian und Ilkay Cetinbas haben ihr Konzept aus dem Wuppertaler Luisenviertel in die Altstadt übertragen. Ihr Motto: „Hochwertige Drinks in entspannter Atmosphäre“. Vor allem eigene Cocktail-Kreationen sind eine Spezialität, aber auch mal ein Käsekuchen-Schnaps. Immer wieder legen DJs auf, am Mittwoch ist Callshop Radio der Gastgeber. „Radioaktiv“ heißt die Reihe bei der diesmal Hade eingeladen ist.

Mexikaner Der kleine Laden auf der Bolkerstraße zwischen „Engel“ und „Auberge“ hatte viele Vorbesitzer. Dem Textilgeschäft Gasoline folgte unter anderem ein griechischer Imbiss, zuletzt gab es Pizza. Nun soll es dort ab Februar leckeres Tex-Mex-Food wie Burritos, Tacos und Enchiladas geben.

Copenhagen Coffee Lab Für viele ist es immer noch ein gewöhnungsbedürftiger Anblick: Wo Jahrzehnte lang das Traditionscafé Bittner am Carlsplatz „Schwarze Kö-Diamanten“ oder auch Radschläger aus Schokolade anbot, ist vor wenigen Monaten eine weitere Filiale des Copenhagen Coffee Lab eingezogen. Nicht nur Kaffee, belegte Brötchen und Teilchen gibt es hier, sondern auch Salate.

Galerie Fast 40 Jahre lang betrieben Herbert Remmert und Peter Barth ihre renommierte Galerie an der Mühlenstraße 1. Jetzt ist Schluss. Aber es gibt auch schon eine ebenbürtige Nachfolge: Anna Laudel hat das Gebäude erworben und wir hier internationale Kunst aus Istanbul präsentieren.


Post Eine echte Postfiliale gibt es in der Altstadt schon lange nicht mehr, in die letzte zog vor Jahren die Rheinbahn an der Heinrich-Heine-Allee. Anfang Dezember ist nun auch die Post-Filiale an der Heine-Allee 20 gegenüber (zwischen Kaufhof und Opernhaus) umgezogen – allerdings nur gut 50 Meter (Luftlinie) weiter westlich in die Neustraße 19 in der Altstadt.


Fazit  Die in der Altstadt Marketing GmbH zusammengeschlossenen Gastronomen und Einzelhändler sorgt der Wandel aber offensichtlich nicht, im Gegenteil: Geschäftsführer Frank Hermsen sieht die aktuelle Entwicklung der Altstadt durchaus positiv. Das gelte zunächst einmal für die Grundversorgung im Einzelhandel, denn da müsse man aktuell noch von einer Unterversorgung sprechen, meint er: „Wenn dieses Jahr aber Aldi in das frühere Kult und Lidl ins Parkhaus am Carlsplatz einziehen, dann kann davon keine Rede mehr sein, das sind beides sehr willkommene Bereicherungen.“ Natürlich seien die Gastronomie und auch die Handelsszene in der Altstadt ständig im Wandel, aber insgesamt gebe es kaum Leerstände. Hermsen: „Das ganze Quartier mit seiner guten Mischung aus Erlebnis, Shopping und dem tollen Rheinpanorama und den vielen Facetten ist einfach sehr attraktiv, so kann es auch der Online-Herausforderung trotzen.“