Neue Stadtrundfahrten in Düsseldorf: Zum Büdchen und zu anderen Kultstätten

Mit neuen Zielen und neuer Ansprache startet der rote Doppeldecker-Bus ab Samstag zur Stadtrundfahrt. Ein Vorbericht.

Foto: J. Michaelis

Düsseldorf. Da steht er, der rote Doppeldecker, gleich um die Ecke von der Tourist-Information gegenüber dem Hauptbahnhof. Hildegard Altenähr und Carmen Schilling wollen einsteigen. Ein Ticket haben sie schon gelöst. Allerdings für die alte Tour. Doch dies hier ist eine Extra-Tour zur Vorstellung des neuen HopOn-HopOff-Konzepts. Sie dürfen trotzdem mit und freuen sich, dass sie mehr Glück haben als beim Kom(m)ödchen: „Da hätten wir vorbuchen müssen, alle Vorstellungen sind ausverkauft.“

Foto: David Young

Einen dreitägigen Städte-Trip haben die beiden Bremerinnen gebucht und schon viel gesehen. „Auch das Mutter-Ey-Hochhaus.“ Mutter-Ey-Hochhaus? „Ja, am Graf-Adolf-Platz. Das von der Künstlerin.“ Wie sollen sie auch wissen, dass das an diesem Platz die Abkürzung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young ist und das neue, wahre Mutter-Ey-Haus ein gläsernes Café am Andreas-Quartier ist. Den Part übernehmen dann mitreisende Düsseldorfer.

Foto: J. Michaelis

So detailliert kann eine Stadtrundfahrt per Bus natürlich nicht sein — aber immerhin flotter im Inhalt als noch vor einem Jahr, als eine schulmeisterliche Stimme vom acht Jahre alten Band leierte „links sehen Sie — rechts sehen Sie“. Auch, wenn man schon längst vorbei oder noch gar nicht da war, Highlights wie der Hafen nur aus der Ferne zu bewundern waren und der Halt am japanischen Eko-Haus in Oberkassel quasi in einer Brombeerhecke endete. Der Punkt ist nun gestrichen, dafür gibt’s einen neuen an der Kunstakademie.

Jetzt kommt sogar die Fettecke von Beuys vor, die Geburtsstätte von Kraftwerk, am Rheinufer die Toten Hosen (leider ohne Einspielung — das wäre unbezahlbar!). Das Fortuna-Büdchen wird beinahe so wichtig wie das Ehrenhof-Ensemble, und der Abstecher in den Medienhafen ist praktisch die Schleife auf dem rollenden Info-Paket. Zu dessen Inhalt gehört jetzt mehr Königsallee und damit: mehr Düsseldorf.

Düsseldorf Tourismus hat mit seinen Partnern, darunter die Busunternehmer Willms und Adorf, nicht nur die neue Route entwickelt, sondern auch die Texte, so Tourismus-Chef Schrader, „selbstkritisch aus der Sicht der Gäste“ gründlich überarbeitet.

Die zehn Sprecher sind sorgfältig ausgewählt, die Stimmen sollten sympathisch sein, durchaus auch mal mit einem humorvollen Schlenker. Anspruch und Aufgabe: „Jeder Halt erzählt eine Geschichte“. In zehn Sprachen. Wobei Fortunabüdchen auch auf japanisch oder polnisch Fortunabüdchen bleibt.

Schließlich sind die roten Doppeldecker im doppelten Sinn Sympathieträger für Düsseldorf, auf die jedes Jahr rund 40 000 Gäste aus aller Welt abfahren. Die neuen Aufschriften „Entdecker Doppeldecker“ auf der einen und „City checker Double decker“ bewähren sich bereits als beliebte Selfie-Motive.

Per Aufkleber an jedem Sitzplatz werden die Gäste gebeten, Fotos über den Hashtag Visit-Duesseldorf zu teilen. Das bringt zusätzliche kostenlose Werbung für die Stadt.

Bei der Vorstellungs-Tour eher nicht. Im Gegensatz zum grauen Himmel am Donnerstag, war bisher bei allen Probefahrten schönes Wetter. „Darauf haben wir leider keinen Einfluss“, sagt Schrader seufzend und hofft, wie alle Düsseldorfer und die Besucher, dass der frische Wind im Tourismus-Programm bald noch besser spürbar wird, wenn die Doppeldecker wieder „oben ohne“ unterwegs sein können.

Das tut der Stadt gut. „Nähe trifft (Kopf-)Freiheit“ - das käme noch näher an den eingängigen Slogan der konkurrierenden Domstadt: „Köln ist ein Gefühl“.