Neuer Turbo-Schleifer soll die Bahnen leiser machen
Der Prototyp für den Nahverkehr kostet 800 000 Euro und glättet die Gleise bei voller Fahrt statt im Schritttempo.
Düsseldorf. Mit nächtlichen Sperrungen von Straßen und wegen des hohen Lärms nur mit Sondergenehmigungen konnte die Rheinbahn bislang ihre Gleise schleifen. Verbunden war dies oft — wie an der Benrather Schlossallee — mit Protesten und sogar erfolgreichen Untersagungen durch lärmgeplagte Anwohner. Bis zu 107 Dezibel hatten diese sogar im Jahr 2012 gemessen. Das ist lauter als eine Kreissäge, die in einem Abstand von fünf Metern kreischt.
Damit ist jetzt Schluss. Für 800 000 Euro hat die Rheinbahn nun einen Schleifmaschinenwagen aus dem Hause Vossloh angeschafft. Präsentiert wurde er gestern — am Tag gegen den Lärm — im Betriebshof der Rheinbahn in Lierenfeld. Während früher die dröhnenden Schleifmaschinen im Schritttempo die Nachtruhe zunichtemachten, kann die „HSG-city“ mit bis zu 50 Stundenkilometern tagsüber im laufenden Straßenbahnverkehr eingesetzt werden. Gezogen wird sie von einem orangefarbenen Unimog.
Rheinbahn-Vorstand Dirk Biesenbach sagt dazu: „Wir erwarten von dem neuen Schleiffahrzeug, dass wir überall im Netz eine optimale Schienenoberfläche erreichen können. Dies sollte sich deutlich wahrnehmbar auf den Geräuschpegel auswirken.“ Die Glättung der Gleise auf der insgesamt 350 Kilometer langen Strecke durch Fremdfirmen habe nicht richtig funktioniert. Die Mängelliste sei so nicht abzuarbeiten gewesen.
„Das Verfahren ist ein bisschen wie Zähneputzen“, erklärt Marcel Taubert, Geschäftsführer von Vossloh Rail-Services, die den Prototyp entwickelt hat. Dabei handele es sich um eine „zusammengeschrumpfte Variante“ eines Schleifwagens, der bereits für die Bahn, aber auch in China auf Fernstrecken eingesetzt werde. Auch dort unter laufendem Verkehr mit einem Tempo von 80 Stundenkilometern.
Der Schleifvorgang müsse mehrmals wiederholt werden. Die zwölf Schleifrollen unter dem Wagen sind nach 20 Kilometern abgenutzt. Ein weiterer Satz kann sofort ausgetauscht werden, so dass 40 Kilometer Gleise am Stück instand gesetzt werden können. Danach muss komplett gewechselt werden. Der Schleifstaub wird automatisch abgesaugt.