Albumveröffentlichung Auf den Spuren der Beatles: Die Toten Hosen wildern durch die 1960er

Wenn es bei den Toten Hosen hieß „Learning English“, dann ging es bislang in die musikalische Vergangenheit des Punk. Inzwischen sind die Hosen mit ihrem dritten Cover-Album dieser Reihe beim Mersey Beat der 1960er Jahre angelangt.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Düsseldorf (dpa). Die Beatles, die Searchers, Gerry & the Pacemakers: Als der Mersey Beat von Liverpool aus seinen weltweiten Siegeszug antrat, waren die Musiker der Toten Hosen noch im Windelalter oder gar nicht geboren. Dass die Stadt am Fluss Mersey und besonders sein Fußballclub es Frontmann Campino besonders angetan haben, kann man seinem Bestseller-Debüt als Buchautor entnehmen.

Nun bringen die Toten Hosen den Soundtrack zu Campinos Buch „Hope Street“ heraus: 15 Hymnen des Mersey Beat von „Hippy hippy Shake“ über „Needles and Pins“ bis „Shake, Rattle and Roll“ und natürlich „Ferry Cross the Mersey“ - neu interpretiert von den Düsseldorfer Punkrockern. „Learning English Lesson 3: MERSEY BEAT! The Sound of Liverpool“ erscheint am Freitag (13. November).

Anfang der 1960er Jahre standen mehr als 300 Bands in Liverpool für den rauen Mersey Beat, bald allen voran die Beatles. Liverpool lief damals der Hauptstadt London als Musik-Metropole den Rang ab. Entsprechend galt für das neue Hosen-Album ein striktes Kriterium: Jeder der 15 Songs muss von einer Liverpooler Band Anfang der 1960er Jahre gespielt worden sein.

Oft stammen die Stücke im Original aus den USA, bevor sie in Mersey-Beat-Versionen verwandelt und als „britische Invasion“ dorthin reimportiert wurden. „Slow Down“, von den Beatles gecovert, ist im Original ein Rock-'n'-Roll-Song von 1957. Die Punkgruppe The Jam coverten ihn 1977 erneut - und nun die Toten Hosen 2020.

Die Hosen erinnern mit dem Album an längst vergessene Bands wie die Dennisons. Die schlugen leichtfertig ein Angebot von John Lennon und Paul McCartney aus, ihnen das Stück „All my Loving“ zu überlassen. 1967 löste sich die Gruppe mangels Erfolg auf.

„Bad to me“, neu intoniert von „Rostkehlchen“ Campino, landete damals in der Version von Billy J Kramer auf Platz eins der englischen Charts. Geschrieben wurde er von John Lennon und Paul McCartney.

Die Toten Hosen haben zahlreiche tragische Anekdoten der Mersey-Beat-Szene zusammengetragen: Etwa die von Rory Storm and the Hurricanes, bei denen drei Jahre lang ein gewisser Ringo Starr trommelte. Während der bei den Beatles Weltruhm erlangte, starb Rory Storm schon 1972 an einer Überdosis Tabletten und Alkohol.

Das Album, erklären die Toten Hosen, sei „eine Liebeserklärung an eine Stadt und an einen Sound, der für einen kurzen historischen Moment die wichtigste Musik der Welt war“. Entsprechend haben sich die Düsseldorfer für die Schwarz-Weiß-Videos zum Album in Schale - sprich: schwarze Anzüge - geworfen und sich einen schmalen schwarzen Schlips umgebunden.

Apropos schwarz-weiß: Im Vergleich zum Hip-Hop wirkten die Toten Hosen inzwischen ein bisschen wie ein Heinz-Rühmann-Film, sagt Campino (58). Und er fügt seinem erstaunlichen Vergleich sofort hinzu: „Aber das ist ja nicht schlecht. "Der eiserne Gustav" ist immer noch ein geiler Streifen.“

(dpa)