Neues Unterwerk: Hier bekommt die U-Bahn den Strom

Die Stromversorgung des Stadtbahnsystems muss erneuert werden. Ein Millionenprojekt.

Düsseldorf. Der ganze Raum ist vollgestellt mit Schaltkästen, ellenlange Kabel liegen auf dem Boden herum. Der Fußboden besteht aus herausnehmbaren Platten — viele sind abgedeckt, unten ist ein Kabel-Gewirr zu sehen. Wir befinden uns in einem 200 Quadratmeter großen Nebenraum des U-Bahnhofs Nordstraße. Fahrgäste dürfen dort nicht rein, denn es herrscht Hochspannung: In diesem Raum bekommt die U-Bahn ihren Strom. Fachleute sprechen von einem Unterwerk, genauer gesagt von einem Gleichrichter-Unterwerk. Vereinfacht gesagt wird hier der Stadtwerke-Strom für die Rheinbahn passend gemacht.

Die Technik ist mittlerweile in die Jahre gekommen: Der U-Bahnhof Nordstraße ist 1981 in Betrieb gegangen, für die Stromtechnik gibt es nach mehr als 30 Jahren keine Ersatzteile mehr. Deshalb wird hier alles neu gemacht: 900 000 Euro netto verbaut die Rheinbahn im Auftrag der Stadt seit Oktober. Noch bis Mai werden zehn Arbeiter damit beschäftigt sein, neue Schaltkästen auf- und die alten abzubauen — und die entsprechende Verkabelung herzustellen.

Die Fahrgäste bekommen davon kaum etwas mit. Allenfalls muss die eine oder andere Bahn mal über ein anderes Gleis umgeleitet werden. Gearbeitet wird vor allem nachts, während der Betriebspausen. Das gilt auch für die Anlieferung der Geräte, die so groß und mit 700 Kilo derart schwer sind, dass sie per Schienen-Bagger vom Kennedydamm hergebracht werden mussten — durch die Zugänge des U-Bahnhofes hätten sie nicht gepasst. „Auch die Verlegung der Kabel ist Schwerstarbeit“, erklärt Teamleiter Günther Hüls. „Allein ein Meter Kabel wiegt sechs Kilo. Und wir haben Kabel mit einer Länge bis zu 20 Meter.“

Die Arbeiten im Bahnhof Nordstraße sind erst der Anfang: Die Rheinbahn hat ein bis 2016 laufendes Programm für die Erneuerung weiterer Unterwerke, Umfang: rund fünf Millionen Euro. Und danach geht es erst richtig los: „Bis zum Jahr 2020 wollen wir die ganze Stromversorgung der Stadtbahn erneuert haben“, sagt Projektleiter Thomas Wimmer. Geschätzte Gesamtkosten: 30 Millionen Euro.

Hängen bleiben werden sie bei der Stadt (zuständig für die Tunnelanlagen) und bei der Rheinbahn (zuständig für die oberirdischen Anlagen). Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher sieht darin ein Problem: „Der gesamte Bau der Stadtbahn ist damals von Bund und Land mit 90 Prozent bezuschusst worden. Doch für die Ersatz-Investitionen gibt es keinen Cent, das ist nicht okay.“ So wie es für Deutsche Bahn oder Straßenbau Fördertöpfe für Sanierungen gebe, müsse dies auch für den ÖPNV eingeführt werden. „In Düsseldorf bekommen wird das vielleicht gerade noch gestemmt. Aber wie sollen das die Städte im Ruhrgebiet finanzieren?“, fragt er.

Hintergrund: Die Rheinbahn investiert bis 2017 rund 700 Millionen Euro — in neue Fahrzeuge ebenso wie in die Sanierung der Anlagen. Zuschüsse für die Erneuerungen gibt es nicht, das Unternehmen wird zirka 300 Millionen von der Gesamtsumme durch Schulden finanzieren.