Tiere in Düsseldorf Wie ein Rather Kleingartenverein den Spatzen mehr Lebensraum schenkt

Düsseldorf · Unterstützung bei der Brut: Der Kleingartenverein Rather Broich hängt 25 Nistkästen für die bedrohten Vögel auf.

Hier hat ein Spatz ein neues Zuhause gefunden.

Foto: dpa-tmn/Soeren Stache

Der Spatz liebt die direkte Nähe zum Menschen, dem er sogar bis in die betonierte Innenstadt gefolgt ist. Dabei ist fast unbemerkt geblieben, dass seit einigen Jahren die Bestandszahlen des auch als Haussperling bezeichneten Vogels deutlich, gebietsweise sogar dramatisch zurückgegangen ist, sodass sich der Spatz inzwischen auf der Vorwarnliste bedrohter Tierarten wiederfindet.

Der Naturschutzbund (Nabu) hat daher über den Stadtverband der Kleingartenvereine einen Aufruf gestartet, verstärkt Nistkästen aufzuhängen, da der kleine Vogel in der Stadt kaum noch Möglichkeiten vorfindet, sein Heim einzurichten. Im Zuge von Dachsanierungen wird zum Beispiel auch noch die letzte kleine Ritze geschlossen – gut für die Wärmedämmung, schlecht für den Spatz. Allerdings meldete sich nur ein einziger Kandidat beim Nabu: der Kleingartenverein Rather Broich.

Nicolai Weschle zeigt einen der 25 Nistkästen. Ulrike Morys hat auch einen großen Kolonie-Nistkasten mitgebracht.

Foto: Marc Ingel

Der orderte dafür aber gleich 25 Stück. „Und wir haben uns vom Vorstand dazu entschlossen, jeden gekauften Nistkasten mit zwölf Euro zu subventionieren“, sagt der Vorsitzende Nicolai Weschle. Erworben hat der Verein die Holzobjekte übrigens im Internet über die Seite knastladen.de. „Es ist schon erstaunlich, was die dort für eine gute und präzise Arbeit abliefern“, so Weschle.

Für den Nabu besuchte jetzt Ulrike Morys die Kleingärtner in deren Vereinsheim Ponderosa und gab hilfreiche Tipps, damit der Spatz sich am Rather Broich auch wirklich richtig wohlfühlt. „Grundsätzlich gilt: Man sollte nicht immer alles wegschneiden, darf auch mal Unkraut wachsen lassen, es muss ja nicht immer der feine englische Rasen sein.“ Der Spatz ist prinzipiell ortstreu, wenn er sich einmal eingenistet hat und entsprechend Nahrung findet. Dazu zählen als Futter für die Jungen zu allererst mal Blattläuse, später dann auch Fliegen und Schnaken.

Für den Winter empfiehlt es sich, das Futterhaus mit Mehlwürmern auszustatten. Damit die auch ordentlich Fett anlegen, sollte man sie zuvor in eine Plastikbox mit Haferflocken, gehobelten Möhren oder getrocknetem Brot legen, „das futtern die weg wie nichts“, so Morys.

Der Spatz brütet in der Regel dreimal im Jahr (manchmal auch bis zu fünfmal) und legt pro Brut vier bis sechs Eier. Klingt nach viel, „allerdings erleben nur 20 Prozent das erste Lebensjahr“, so Morys. Der Verlust ist also groß, was bei den noch recht unbeholfenen Ästlingen in den ersten drei bis vier Tagen nicht zuletzt an den natürlichen Feinden von der Katze über den Marder bis zum Fuchs liegt, auch Elster, Krähe oder Eichelhäher verschmähen den kleinen Spatz nicht.

Dafür kann er sich auf seine Eltern verlassen, die erstens monogam leben und zweitens so sozial veranlagt sind, dass sie auch mal das Nachbarskind mitfüttern. Dafür hat der Nabu auch die großen Kolonie-Nistkästen. Im Winter dient der Nistkasten dem Spatz zudem als Schlafplatz. Schlecht, wenn sich dann eine Meise dazwischenschummelt. Die hat mit guter Nachbarschafts nämlich nichts am Hut und verjagt die Spatzen.

Die Spatzen halten ihr Nest aus Gras und Federn für die Jungen immer schön sauber, „es kann aber nicht schaden, wenn man es im September und Februar mal mit dem Handfeger ausmistet“, sagt Morys. Wenn’s der Familie nämlich gefallen hat, kehrt sie auch wieder an den liebgewonnenen Standort zurück. Die danken es ihrem „Vermieter“ mit einem Morgen- und einem Abendkonzert: „Tschiep, tschiep!“. Danach ist Bettruhe angesagt.

Den Nistkasten sollte man optimalerweise 2,50 bis drei Meter hoch unter der Dachkante aufhängen, ein Baum tut’s natürlich aber auch. Der Spatz kann bis zu zehn Jahre alt werden, wiegt in der Regel etwa 30 Gramm, ist so zutraulich, dass er auch schon mal aus der Hand frisst und kann, „wenn er richtig Gas gibt“, bis zu 40 km/h schnell fliegen, weiß Ulrike Morys zu berichten. Die Nabu-Expeterin hat ihre neuen Spatzenfreunde jetzt jedenfalls perfekt auf deren neue Aufgabe vorbereitet.