OB Elbers will runden Tisch fürs Rheinbahn-Gelände
Anlieger und Politiker möchten mehr Wohnungen im Belsenpark. Die Chance dazu bietet der Verkauf des Rheinbahn-Geländes.
Düsseldorf. Die Rheinische Bahngesellschaft ist aus dem linksrheinischen Düsseldorf kaum wegzudenken, hat sie doch um 1900 den Aufschwung Oberkassels bewirkt, durch die Finanzierung der Oberkasseler Brücke und der ersten Schnellbahn Europas nach Krefeld. Heute denkt sie an eine Verlagerung der Verwaltung aufs Betriebsgelände nach Lierenfeld. 39 000 Quadratmeter in bester Lage der Hansaallee mit einem üppig bemessenen Parkplatz und eine Brache hinter der Gleisschleife könnten vermarktet werden. Oberbürgermeister Dirk Elbers nennt dies im WZ-Gespräch eine "gute und richtige Entscheidung. Wir hätten in Oberkassel großartige Möglichkeiten, das Grundstück zu entwickeln. Mein Wunsch ist, dort sehr viel Wohnen hinzubringen. Das ist für die Stadtentwicklung wichtig."
Nun ist der Bebauungsplan Belsenpark für das Gebiet zwischen Belsenplatz, Hansaallee und Greifweg nach 20-jähriger Diskussion erst im Mai rechtskräftig geworden. Er sieht an der Rheinbahn-Schleife eine viergeschossige und anstelle der Rheinbahn-Verwaltung eine fünfgeschossige Gewerbe-Nutzung vor. Auf dem Hintergelände des ehemaligen Umspannwerks, den heutigen Ateliers von Fotokünstlern wie Andreas Gursky und Thomas Ruff, ist ein allgemeines Wohngebiet geplant. Soll man dieses Wohngebiet ausdehnen?
OB Elbers möchte dies, will aber keinen Schnellschuss haben. "Wir sollten uns an den runden Tisch setzen und uns fragen: Wie kann man das Gelände optimal nutzen? Da müssen viele Leute mitspielen. Architekten sollten gefragt werden, was man dort verwirklichen kann."
Der Vorstands-Chef der Rheinbahn, Dirk Biesenbach, äußert sich im WZ-Gespräch vorsichtig: "Es ist noch nichts entschieden. Die Planung wird fortgesetzt und muss mit den Gesellschaftern besprochen werden. Klarheit darüber, ob wir den Umzug tatsächlich anstreben, haben wir erst im nächsten Jahr. Und dann müssen wir erst die neue Zentrale in Lierenfeld planen."
Rheinbahn-Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Hartnigk (CDU) schätzt den Wert der Immobilie auf einen "guten zweistelligen Millionenbetrag". Marcel Abel von Jones Lang LaSalle geht von 15 bis 18 Euro pro Quadratmeter Miete aus. Genaues könne er allerdings nicht sagen, weil ein so großer Komplex an der Hansaallee bisher nicht angeboten worden ist. Maklerin Renate Kölbel nimmt Büro-Mieten vom Seestern zum Vergleich für die Hansaallee. Sie liegen im Schnitt bei 14 bis 15 Euro. Es hänge jedoch alles vom Standard ab. Sie sagt aber auch: "In Wohngebieten hat man viel mehr Chancen, Geld zu verdienen. Die Nachfrage ist größer als die nach Büroräumen. An der Hansaallee liegt ein Riesenpotenzial. Je nach Ausstattung kann man fürs Wohnen 3500 bis 4000 Euro pro verkauftem Quadratmeter erzielen."
Vorstands-Mitglied Fritz Aurin vom Verkehrs- und Verschönerungs-Verein (VVV) spricht für die Anlieger, wenn er sagt: "Das Areal sollte nur für Wohnungen gedacht sein und verschiedene Architektursprachen haben. Die individuelle Erscheinung Oberkassels muss sich fortsetzen."
Für Änderungen der Gewerbeflächen in Wohnen ist Planungsdezernent Gregor Bonin zuständig. Er sagt: "Innerhalb des Gewerbegebiets kann man nur zu einem bestimmten Prozentsatz Wohnungen anbieten. Hierfür muss die linksrheinische Bezirksvertretung Befreiungen aussprechen. Soll jedoch das Rheinbahn-Gebiet komplett zum Wohngebiet werden, müssen wir einen neuen Bebauungsplan aufstellen." Bezirksvorsteher Rolf Tups (CDU) freut sich schon, wenn der hässliche Verwaltungs-Kasten der Rheinbahn aus den 70er Jahren verschwindet und auch eine grüne Verbindung entsteht.