Obdachlose geben den Stadtführer
Fifty-Fifty-Verkäufer zeigen ihre Sicht auf die Stadt.
Düsseldorf. Die Landeshauptstadt einmal anders erleben — das ist ab dem 15. Juni mit einigen Verkäufern des Straßenmagazins Fifty-Fifty möglich. Gemeinsam mit dem Zakk, dem Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation, bietet die Organisation künftig Stadtführungen an. Dabei führt ein Fifty-Fifty-Verkäufer eine Kleingruppe von sechs bis 15 Personen von der Sozialberatungsstelle an der Höhenstraße bis in die Altstadt.
„Wir zeigen sozusagen das dreckige Düsseldorf“, sagt Patrick mit einem Augenzwinkern. Der 33-Jährige ist einer der ersten vier Verkäufer, der die Führungen anbietet. „Die Teilnehmer sollen die Stadt anders erleben und einen Einblick in die Lebenswelt von Obdachlosen erhalten“, sagt Johannes Dörrenbächer, Koordinator des Projekts „Straßenleben“.
Die Stadtführer zeigen bei der rund zweistündigen Tour Übernachtungsmöglichkeiten, wie sie als Obdachlose ihren Tagesablauf organisieren, wo es Anlaufstellen gibt, wenn sie Hilfe suchen und wie mit Sucht umgegangen wird. Das „Trinkgeld“, das sie erhalten, dürfen sie anschließend behalten. „Wir erzählen wahre Begebenheiten, keine erfundenen Geschichten“, sagt Armin. Offen und ehrlich — das ist auch Dörrenbächer wichtig. „Hier geben ,Betroffene’ ihre Erfahrungen an andere weiter und können so vielleicht auch mit dem ein oder anderen Vorurteil aufräumen“, sagt der Projektkoordinator.
„Obdachlose kommen aus allen Schichten“, sagt Lobo. Der 57-Jährige ist Fifty-Fifty-Verkäufer der ersten Stunde — seit 16 Jahren ist er inzwischen dabei und wie einige andere seiner Kollegen kein Obdachloser mehr. „Ich habe auf der Straße Richter und Firmenchefs kennengelernt. Die kamen aus guten Verhältnissen und sind dann erst aus der Spur gekommen“, erzählt Lobo. Es sind die persönlichen Geschichten, die die Führung über Hauptbahnhof und Königsallee bis in die Altstadt ausmachen. Unter der Eisenbahnbrücke an der Ellerstraße erklärt Patrick die Geschichte zur Entstehung der Wandmalereien, am Mintropplatz schildert André, wo sich Obdachlose Hilfe holen können.
Zweimal pro Monat werden die Führungen zunächst angeboten, immer samstags und sonntags. Die Teilnahme kostet sieben Euro, ermäßigt fünf Euro. Eine Anmeldung ist notwendig und kann über das Internet erfolgen.