Occupy: Mittwoch soll geräumt werden

Die Frist der Stadt für einen freiwilligen Abzug ist verstrichen. Die Aktivisten haben sich verbarrikadiert.

Düsseldorf. Die ganze Nacht hindurch haben Daniela und ihre Mitstreiter gehämmert. Jetzt, am Dienstagvormittag, steht sie im Occupy-Camp am Martin-Luther-Platz hinter einem massiven Holzzaun.

Auf Stühlen stehen Protestler dahinter und beobachten die Straße. Joe (30) steht mit bemaltem Gesicht sogar auf einem Ausguck, den die Aktivisten eilig gezimmert haben. „Wir sind vorsichtig“, sagt er. Schon am Dienstag rechneten die Occupy-Camper jederzeit mit der angedrohten Räumung ihres Zeltlagers.

Am Mittwoch um 0 Uhr läuft die Frist der Stadt aus. Die hatten den Occupy-Protestlern bis einschließlich 31. Juli Zeit gegeben, ihr Camp freiwillig zu verlassen. Doch stattdessen haben die sich inzwischen verbarrikadiert. Trotzdem stellt Daniela klar: „Das dient nur dazu, es den Ordnungsbehörden so schwer wie möglich zu machen.“

Weitere Unterstützer sind angereist, die Zahl der Menschen im Camp stieg am Dienstag auf etwa 30 an. Man werde sich nicht mit Gewalt wehren. „Friedliche Revolution ja, Krawall nein. Ich werde mich friedlich wegtragen lassen“, sagt Daniela.

Trotzdem hat die 46-Jährige, die selbstständig ist und extra für die Verteidigung des Camps zwei Tage freigenommen hat, ein bisschen Angst. „Ich habe keinerlei Erfahrungswerte.

Aber ich hoffe nicht, dass man uns einkesselt und verhaftet.“ Schon am frühen Dienstagmorgen hätten Polizisten am Tausendfüßler und auf dem Martin-Luther-Platz gestanden und die Barrikaden der Aktivisten begutachtet. „Vielleicht haben wir sie ja etwas verwirrt“, hofft Joe, der schon am Dienstag mit der Räumung gerechnet hatte.

„Wir beobachten die Situation“, sagte am Dien in der Tat Polizeisprecher Andreas Czogalla. Die Errichtung von Abwehrzäunen finde er „gar nicht lustig“: „Für uns ist das kein Spiel.“ Wann es zu einer Räumung kommen könnte und ob schon Kräfte für diese Aufgabe angefordert wurden — dazu wollte er aber nichts sagen.

„Wir stehen in einem intensiven Abstimmungsprozess mit der Polizei“, sagt indes Natalia Fedossenko vom Amt für Kommunikation. Der Zaun ändere aber nichts an der Frist der Stadt.

Offen ist, wie es nach der Räumung weitergeht. „Die Bewegung existiert ja auch ohne Camp“, sagt Daniela. „Es wird sich neu formiert, neue Pläne werden geschmiedet.“ Denkbar ist offenbar auch eine erneute Platz-Besetzung an anderer Stelle.

Die Ankündigung der Stadt, das Camp zur räumen, stößt bei den Politikern im Rathaus auf unterschiedliche Bewertungen. CDU-Fraktionschef Friedrich Conzen hat Verständnis für die geplante Räumung: „Für eine gewisse Zeit kann man so ein Camp dulden. Aber inzwischen ist das ein Schandfleck — und auch die Kirche ist offenbar nicht so glücklich mit dem Zustand. Es genügt jetzt.“

SPD-Fraktionschef Markus Raub hingegen ist „unglücklich“ über die Situation: „Ich kann zwar nachvollziehen, dass das Camp irgendwann ein Ende haben muss, aber man hätte das mit weniger öffentlichem Tamtam regeln können — und müssen.“