Panini-Bilder: Wenn Kinder kräftig kleben

Kult: In knapp drei Wochen ist Fußball-EM. Düsseldorfer Schüler bereiten sich schon vor: Sie sammeln Panini-Bildchen.

Düsseldorf. "Ist das ein Deutscher", fragt Ole neugierig und hält das Tütchen gegen das Licht. Ist er nicht. Aber das stellt sich erst später heraus. Beim Aufreißen der Tüte entpuppt sich der vermeintliche Aufkleber eines Jogi-Jüngers als russischer Nationalspieler. Ole ist aber nicht enttäuscht. Von den Russen hat er noch nicht so viele.

Der sechsjährige Bilker ist im Panini-Fieber. Knapp drei Wochen vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft wird in fast jedem Düsseldorfer Kindergarten, in jeder Grundschule und in der ein oder anderen Werbeagentur, Rechtsanwaltskanzlei oder sogar Redaktion fleißig geklebt. Panini-Bildchen sind einfach Kult.

Manuela Hasselmann kennt das. Ihre Neffen sammeln eifrig. Ihre Schüler auch. Leider, findet die Leiterin der Astrid-Lindgren-Grundschule in Eller. "Wenn im Unterricht unter den Tischen getauscht wird, dann nehmen wir den Kindern die Sachen ab. In der Pause auf dem Hof können sie natürlich ihre Bildchen tauschen. Wie soll man denn die Kinder auch vom EM-Fieber abhalten?"

Ein- bis zweimal pro Stunde muss sie im Moment die Bildchen-Tauscher ermahnen. Die Drohung das wertvolle Album oder die als harte Währung auf dem Schulhof so wichtigen doppelten Bildchen im eigenen Fundus zu verlieren, wirkt aber immer Wunder.

"Bei uns sammeln nicht nur die Kinder, auch im Kollegium wird fleißig getauscht", verrät Heike Dick-Bergmann, stellvertretende Leiterin der Grundschule Sonnenstraße.

Aus den anderen Schulen wird noch kein Panini-Ausnahmezustand gemeldet. "Ich finde es ehrlich gesagt bedenklich, dass die Kinder ihr ganzes Taschengeld dafür ausgeben", sagt Skeptikerin Vera Rottke von der Grundschule Lörick.

Dabei hat das Fieber seinen Höchststand noch nicht erreicht. "Im Moment verkaufe ich deutlich weniger als vor zwei Jahren vor der WM", sagt Vassilis Bikas, Büdchenbetreiber in Bilk und Oles "Dealer".

Der kleine Fußballfan hat sein Album schon fast voll. Er hat sogar die wertvolle, weil seltene Panini-Briefmarke. Die wird im Internet bereits für fünf Euro gehandelt. "Fünf Euro, echt?" - Ole kann das gar nicht glauben. Denn trotz Sammelleidenschaft ist der Kleine kostenbewusst. "Wäre doch toll, wenn ein Tütchen nur einen Cent kosten würde. Dann könnte ich mir 100 Stück für einen Euro kaufen", rechnet der Nachwuchs-Mathematiker vor. Aber was tun mit so vielen Stickern, Ole? In deinem Album ist doch kaum ein Platz mehr frei? "Macht nichts, ich habe noch zwei andere." Na dann ist die EM ja gerettet. Auch für Vater Henning. Der sammelt nämlich mit.