Planen für den Grippe-Winter
In nur einer Woche haben sich 60 Düsseldorfer infiziert. Institutionen planen für den Fall, dass der Krankenstand explodiert.
Düsseldorf. Jetzt läuft das Impfzentrum an der Erkrather Straße mit voller Kraft. Acht weitere Erfassungsplätze sind eingerichtet. Und die sind auch nötig: Am Donnerstag kamen 1.911 Menschen, am Freitag 1.519. Sie mussten jetzt nur noch wenige Minuten auf den Pieks warten. Das Bewusstsein für den Schutz steigt - nicht von ungefähr: Allein zwischen dem 28. Oktober und dem 4. November infizierten sich 59 Düsseldorfer; 528 waren es seit dem Ausbruch im Frühjahr.
Größere Auswirkungen als diese Erkrankungen hat allerdings die Angst. Der Asta an der Uni hat jetzt gefordert, die Anwesenheitspflicht für Bachelor-Studierende wegen der Ansteckungsgefahr auszusetzen. Wie die WZ berichtete, ist die Fritz-Henkel-Hauptschule in Garath bereits geschlossen worden, weil die meisten Eltern ihre Kinder sicherheitshalber zu Hause ließen.
An der Schule gibt es zwei bestätigte Fälle von Schweinegrippe bei Schülern, fünf bei Lehrern. Die Schließung ist ein Einzelfall - noch. Denn ähnliche Häufungen von Fällen gibt es laut Gesundheitsamt an weiteren Schulen.
"Zwei Wochen Unterrichtsausfall wäre für Prüfungen noch kein großes Problem", sagt Peter Labouvie, Leiter des Gymnasiums Koblenzer Straße. "Aber ab drei Wochen wird es ernst." Dann müssten Arbeiten am Wochenende nachgeschrieben werden. "Wenn es an die abiturrelevanten Prüfungen geht, wird sich das Schulministerium eine Lösung überlegen", sagt Stefanie Paul von der Bezirksregierung.
Ein weiteres Problem: Die Schweinegrippe fällt zusammen mit der normalen Grippewelle und Erkältungen. Die städtische Kita am Paulusplatz etwa bot am Freitag nur einen Notdienst an, weil Erzieherinnen krank sind. Wichtige Institutionen in der Stadt planen jetzt, wie sie ihre Funktionsfähigkeit auch bei hohen Krankenstand erhalten können.
Die Feuerwehr hat mit der Stadtspitze einen Plan erarbeitet. "Wir haben festgestellt, welche Bereiche wir runterfahren könnten", erklärt Sprecher Heinz Engels. Fest steht: Rettungseinsätze und Krankentransporte müssen immer möglich sein. Engels hofft aber, dass bald nahezu alle Einsatzkräfte geimpft sind: Sie können sich den Pieks morgens und abends in der Posener Straße holen - 40 kommen am Tag.
Die Polizei hat jetzt einen Pandemiebeauftragten ernannt, der im Notfall Personal so koordinieren soll, dass ebenfalls die wichtigsten Bereiche abgedeckt sind. Derzeit falle aber von 3.000 Beamten nur einer wegen der neuen Grippe aus. Pläne, wie Personal zusammengezogen werden kann, haben auch der Flughafen und die Stadtverwaltung.
"Irgendwie muss das Leben weitergehen", sagt Stadtsprecher Michael Bergmann. Dazu gehöre neben dem öffentlichen Leben auch Schulunterricht - und nicht zuletzt Karneval. "Die Welle ist ohnehin nicht mehr zu stoppen", sagt Bergmann. "Wir werden den Straßenkarneval nicht verbieten."
So kurz vor der Session spielt das Thema Schweinegrippe dennoch eine Rolle bei den Jecken: Prinz Dirk Kemmer und Venetia Janine Schmidt wollen sich impfen lassen. "Wegen der Nebenwirkungen aber erst nach der Prinzenkürung", sagt Schmidt. Ein offizielles Bützchen-Verbot soll es aber nicht geben.