Posse ums Altstadtpflaster: Jetzt kommen die Gutachter
Auf der Berger Straße rücken Experten an. Sie sollen prüfen, warum die neuen Steine schon kaputt sind.
Vorhang auf und Bühne frei für den nächsten Akt im Altstadtpflaster-Theater: Gestern stemmten Bauarbeiter und Experten des Ingenieurbüros Klaus Mesters aus Bochum etwa 40 Steine aus dem Boden der Berger Straße. Das Pflaster dort ist zwar nagelneu, aber auch schon wieder ramponiert. An etlichen Steinen mit dem schönen Namen Umbriano fehlen Ecken, sind Kanten abgebrochen.
Die Straßenbau-Experten aus dem Ruhrgebiet sollen nun in einem unabhängigen Gutachten herausfinden, warum die Steine nach wenigen Tagen schon wieder kaputt sind. Dazu fotografieren sie jede Fuge und jede Steinkante. Sie kratzen mit Spachteln in dem etwa vier Quadratmeter großen Loch herum und nehmen Proben des Fugen- und des Bodenmaterials.
Die Kommentare der Passanten reichen von „Endlich kommt es wieder raus!“ bis „Immer nur am reparieren!“. Manche schütteln nur den Kopf. Das 5,7 Millionen Euro teure Altstadtpflaster-Projekt droht, nach den Diskussionen um Aussehen, Steinqualität, Schieflage und Verschmutzung endgültig zu einer lokalen Posse von Schildbürger-Qualität zu werden.
Das weiß auch Projektleiter Richard Scheffels vom Amt für Verkehrsmanagement: „Das wird leider zur unendlichen Geschichte.“
Immerhin wird der Experten-Rat die Stadt nichts kosten: „Das Gutachten zahlt der Verursacher des Schadens“, sagt Scheffels. Und als solcher kommen aus Sicht der Stadtverwaltung nur der Hersteller des Umbriano oder die Verlegefirma in Frage.
Das sind die möglichen Ergebnisse des Gutachtens: Der Verleger hat die Fugengröße von fünf bis acht Millimetern nicht eingehalten, wovon einer der Arbeiter bei der Probenentnahme überzeugt ist. Oder der Verleger hat den Untergrund für die Steine nicht ausreichend verdichtet, was gestern mit einer Verdichtungsprüfung untersucht wurde. Oder aber der Hersteller hat den Schwarzen Peter, weil die zwei Zentimeter dicke Veredelungsschicht auf dem Betonstein zu weich geraten ist. Was auch immer die Ursache sein mag, das Ergebnis kennt Scheffels: „Der Druck auf die Steinkanten wächst, und sie brechen ab.“
Während einer der Ingenieure auf Knien über das Pflaster rutscht und mit dem Metermaß Fugen und Risse misst, sagt Jochen Schorr, ebenfalls vom Amt für Verkehrsmanagement: „Das ist wirklich sehr ärgerlich. Aber es ist ein Gewährleistungsfall. Das heißt, auf die Stadt kommen keine zusätzlichen Kosten zu.“ Wie bei den Schäden in der Mertensgasse, wo Steine ausgetauscht werden mussten. Dort habe es sich um einen Verlege-Fehler gehandelt.
Für Verkehrsdezernent Stephan Keller, der noch vor drei Wochen in die Offensive ging und mit dem negativen Image des Altstadtpflasters aufräumen wollte, ist das ein weiterer Schlag ins Kontor. Wann das Gutachten vorliegt, ist noch unklar. Gestern Mittag wurde die Teststelle an der Berger Straße wieder mit Steinen ausgelegt. Vorerst.