Protest gegen Matheklausur: „Wir wollen nachschreiben“

Vor dem Bildungsministerium demonstrierten mehr als 1000 Schüler für Chancengleichheit. Die Aufgaben seien zu schwer gewesen.

Düsseldorf. Der Protest ist bunt und laut: „Faires Abitur, faires Abitur“ schallen die Sprechchöre über den Vorplatz des Bildungsministeriums. „Wir wollen nachschreiben“ oder „Wir sind hier und wir sind laut, weil man uns das Abi klaut“, steht auf Plakaten. Mehr als 1000 Schüler haben sich am Dienstag versammelt. Sie sind der Meinung, dass die Aufgaben der Abiturklausuren im Fach Mathematik in diesem Jahr zu schwer waren. Die Schüler fordern Chancengleichheit und einen Nachschreibetermin. Und sie wollen mit Verantwortlichen sprechen.

Die Idee zu einer angemeldeten Demo entstand wie heute üblich über das Internetportal Facebook. Eine 19-jährige aus Gladbeck, die sich im Netzwerk Karolina Tailor nennt, hatte die Gruppe „Schüler kämpfen für ein faires Abitur“ gegründet — und war überrascht vom Ansturm. Nach einem Tag gab es 1000, nach einer Woche 10 000 Mitglieder. Die Gründerin führt das auf die Wut ihrer Leidensgenossen zurück. „Es ist schlimm, wieviele Fehler das Ministerium in diesem Jahrgang gemacht hat“, sagt sie.

Während der Klausuren hatte sich bei vielen Schülern Panik breitgemacht. „Unser Lehrer hat sogar die schwierigste Aufgabe rausgenommen“, sagt Alisa Smirnova (20) vom Goethe-Gymnasium. Katja Kochegura (20, Schlossgymnasium) hatte sich mit Aufgaben aus den Vorjahren vorbereitet. Die böse Überraschung folgte.

Auch wenn die Demonstration friedlich verläuft, ist die Verärgerung zu spüren. „Es geht schließlich um unsere Zukunft“, sagen Dilsad Dogruyol (20) und Tyra Balsamo (18) vom Luisen-Gymnasium. Aufgrund des Doppeljahrgangs, der durch die verkürzte Schulzeit entsteht, sei der Leistungsdruck sowieso schon sehr hoch, sagen die Schülerinnen. Der Vorwurf, dass aufgrund der hohen Abgängerzahlen in diesem Jahr bewusst aussortiert werde, wird laut.

Die Adressatin der Proteste hört die Rufe nicht. Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) lässt sich entschuldigen. Staatssekretär Ludwig Hecke stellt sich. Er wird mit Buhrufen empfangen. Als er sprechen kann, lädt er drei Schülerinnen zum Gespräch ein. Nach einer Dreiviertelstunde gibt es das Ergebnis: „Wir haben offen geredet. Wir beraten uns noch einmal mit der Aufgabenkommission, mit Juristen und mit Pädagogen“, verspricht Hecke.

Die Schüler geben sich damit zufrieden — vorerst. „Es war klar, dass noch ein längerer Weg vor uns liegt, bis wir eine Nachschreibeklausur kriegen“, sagt Luise Cornely (19) aus Bonn nach dem Gespräch. Die Entscheidung liegt bei Ministerin Löhrmann.