ProWein - Treff für Weinfreaks und Geschäftemacher

Die internationale Leitmesse der Wein- und Spirituosenbranche bietet neben teuren Tropfen auch exklusive Speisen.

<strong>Düsseldorf. Rhythmisch schwenkt Karin Obertreis das langstielige Glas. Immer wieder hält sie das Gefäß schräg nach oben, betrachtet die tiefrote Farbe des Weins darin. Dann riecht sie einen langen Moment an der Flüssigkeit - und nimmt einen kleinen Schluck. Sie wälzt den Merlot über die Zunge, schmeckt jeder Facette des Tropfens nach - und spuckt ihn in einen schwarzen Napf. Der erste Tropfen des Tages ist verkostet, degustiert sagen Kenner. Bleiben 60 bis 70 weitere Sorten, die Obertreis an diesem Sonntag auf der ProWein probieren wird. Spucken statt trinken - einen Rausch können sich Verkoster nicht leisten "Irgendwann macht es wirklich keinen Spaß mehr", gesteht die Händlerin, die ein Weingeschäft in Hannover betreibt. Zwischendurch neutralisiert sie ihre Geschmacksnerven immer wieder mit Weißbrot und Wasser, gegen den Hunger gibt es zwischendurch mal ein Käsebrötchen - bloß nichts intensiv Gewürztes, was das Geschmacksempfinden länger verändern könnte. Großer Genuss? Fehlanzeige. Das Ausspucken des Weins ist Ausdruck von Professionalität - jeder Tropfen will schließlich objektiv beurteilt werden; ein Rausch stört dabei nur. Gegen den Pegel hilft bekanntlich auch fettes Essen. Für den Anfang empfiehlt sich ein Glas feines Olivenöl, zum Beispiel vom Stand von Ekolive. Der Preis für eine Flasche Kaltgepresstes konkurriert mit dem der Trauben-Tropfen: 12 bis 15 Euro kosten 500 Milliliter des biologisch angebauten Olivenöls. "Sogar der König von Schweden schätzt das Öl von unserem Anbaugebiet in Andalusien", erzählt Hans-Georg Scheibling mit ein wenig Stolz. Seine Partnerin Ruby Bokhari ist eine von 24 Ausstellern, die in Halle sechs die passenden Speisen zum guten Tropfen anbieten. Die Wurst zum Wein ist auf der Speiseempore genauso zu kriegen wie Kaviar von fliegenden Fischen oder die verrücktesten Schokoladen-Kreationen: Von Vollmilch mit Lavendel-Kristallen bis hin zu weißer Schokolade mit Klatschmohn ist alles (Un-) denkbare im Angebot. Zum kräftigen Rotwein empfiehlt Esther Guthleben-Schmahl 85-prozentige Schokolade, zum lieblichen Tropfen italienisches Edelnougat. Dem Düsseldorfer geht das Herz auf bei Senfkörnern, die mit Edelbitter-Schokolade überzogen sind. Letztlich ist das Anpreisen der exklusivsten Genussmittel für die vielen Aussteller aber vor allem eins: ein Geschäft. Den Überblick darüber behalten Menschen wie Christian Zeter. "An den drei Messetagen schenken wir etwa 3000 Flaschen aus", verrät der Geschäftsführer der Weinagentur, die seinen Nachnamen trägt. 3000 Flaschen Wein schenkt die Weinagentur Zeter an drei Tagen aus. Die vielen Verkostungen lohnen sich für ihn trotzdem: "Die Pro Wein ist eine sehr professionelle Messe. Besucher, die nur mal für lau einen edlen Tropfen trinken wollen, sehen wir sehr selten", erzählt er. Sein Sortiment reicht von Alltagsweinen ab 1,50 Euro bis hin zu Barolo und Dead Arm Shiraz. Letzterer landet zum Literpreis von mitunter 60 Euro im Genießer-Magen.

"Natürlich fühle ich mich manchmal seltsam, wenn ich bei solchen Tropfen mal eben drei Euro in den Napf spucke", gesteht George Feiter, Geschäftspartner von Karin Obertreis.

Doch auch Profis werden am Ende eines langen Test-Tages schon mal schwach. "Wenn ich am Abend nur noch zwei Proben vor mir habe und einen hochwertigen Wein teste, dann trinke ich auch mal einen kleinen Schluck", gesteht Feiter.