Prozess fünf Jahre nach der Schausteller-Razzia: Nichts geht voran in der „No-go-Area“
Der Prozess gegen drei junge Schausteller hat am Dienstag vor dem Landgericht begonnen. Geändert hat sich seitdem kaum etwas. Die Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel ärgert sich, dass eine illegale Halle bis heute noch steht.
Düsseldorf. Es war ein spektakulärer Einsatz im Februar vor fünf Jahren auf dem Schaustellergelände an der Oberhausener Straße in Rath. 330 Polizisten stürmten mit schwerem Gerät und Lichtmunition das Lager. Lange suchen mussten die Fahnder nicht, bis sie Diebesgut gefunden hatten. Denn auf dem Gelände wurden bergeweise Beute gefunden. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn einige ältere Bewohner hatten sich darauf spezialisiert, tonnenweise Metall vom benachbarten Mannesmann-Gelände zu stehlen. Sie sind längst zu Haftstrafen verurteilt worden. Seit Dienstag muss sich die „nächste Generation“, ein 22-Jähriger und zwei 27-Jährige, für etliche Diebstähle, Einbrüche und andere Straftaten verantworten. Der Prozess war immer wieder verschoben worden.
Nach der Razzia entdeckte auch die Politik das Schaustellerlager. Das hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einer völlig eigenen Welt entwickelt, in der kriminelle Banden sich so sicher fühlten, dass dort sogar ein gestohlener See-Container frei herumstand. Viele Rather trauten sich schon lange nicht mehr dorthin. Die Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel nannte die Schausteller-Siedlung eine No-go-Area. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.
„Ich war erst am vergangenen Freitag wieder dort. Sie können nicht auf das Gelände gehen, ohne beobachtet oder angesprochen zu werden“, berichtete die CDU-Politikerin de WZ. Am meisten ärgert sie sich darüber, dass eine illegal errichtete Halle immer noch steht, obwohl die Stadt längst eine Abriss-Verfügung hat: „Da wird geltendes Recht missachtet. Das kann der Bürger nicht verstehen.“
Auch Bezirksbürgermeister Ralf Thomas ist damit nicht glücklich: „Es gibt wohl Verzögerungen, weil die Schausteller noch Sachgen in der Halle stehen haben.“ Geräumt werden müsse die Siedlung nicht: „Die Leute haben ja Pachtverträge mit der Stadt.“ Aber es dürfe keine rechtsfreien Räume geben.
Immerhin: Zwei der Angeklagten sind seit der Razzia nicht mehr aufgefallen. Nur gegen einen 27-Jährigen laufen noch weitere Strafverfahren.
Die Bande hatte nicht nur einen Sattelanhänger samt See-Container gestohlen, sondern auch einen Radlader, eine hydraulischer Baggerschaufel, Kabel für etliche zausend Euro, Motorräder und sogar eine komplette Popcorn-Maschine für Kirmes-Plätze.
Ins Rollen gekommen waren die Ermittlungen durch die Aussage eines Kronzeugen, der allerdings selbst an vielen Diebstählen beteiligt war. Die Verteidigung hält den Mann für höchst zwielichtig. Der Prozess ist schon bis zum Februar terminiert.