Schrott-Diebe: „Wir wollten durch den Winter kommen“
Schausteller legten am Donnerstag Geständnisse ab — und wurden anschließend auf freien Fuß gesetzt.
Düsseldorf. Auf die Zielgerade geht der Prozess um die Schrott-Diebstähle bei Vallourec & Mannesmann. Am Donnerstag legten die beiden Schausteller Josef M. (47) und sein Cousin Günther S. (48) Geständnisse ab.
Sie gaben zu, tonnenweise Alt—Metall gestohlen und auf das benachbarte Schausteller-Gelände in Rath gebracht zu haben. Im Anschluss daran wurden die Haftbefehle gegen die vier Angeklagten aufgehoben. Zuvor hatte die Richterin Strafen zwischen zwei und viereinhalb Jahren in Aussicht gestellt, wenn es Geständnisse gibt.
Wie Josef M. erklärte, sei man auf die Idee eher zufällig gekommen. Mannesmann-Vorarbeiter Michael K., der ebenfalls auf der Anklagebank sitzt, sei regelmäßig an dem Schausteller-Gelände vorbei gekommen: „Wir haben uns über unsere Monster-Trucks unterhalten.“ Dabei erwähnte der 47-Jährige auch, dass die Geschäfte mit der Show schlecht liefen. Und dass man nebenbei auch mit Schrott handele.
Michael K. habe dann erwähnt, dass auf dem Gelände nebenan jede Menge Schrott zu holen sei. „Wir wollten einfach durch den Winter kommen. Es war die pure finanzielle Not“, sagte Günther S., der seinem Cousin geholfen hatte. Dafür soll er jeweils 50 bis 100 Euro erhalten haben.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Schaustellern insgesamt 23 Fälle vor. Bei der Razzia auf dem Gelände im Februar waren 25,5 Tonnen Altmetall sichergestellt worden. Josef M. räumte in seinem Geständnis ein, dass es noch weitere Diebstähle gegeben habe. Vallourec & Mannesmann hat inzwischen eine Liste vorgelegt, nach der ein Gesamtschaden von 60 000 Euro entstanden ist. Die Staatsanwaltschaft war ursprünglich von einem Schaden im sechsstelligen Bereich ausgegangen.
Mit Spannung erwartet wird der Zeuge, der die Ermittlungen gegen die Schausteller ins Rollen brachte. Er wird vermutlich in der nächsten Woche in dem Verfahren aussagen.