Gericht Prozess: Flüchtlinge aus Eritrea nach Deutschland geschleust

Die Flüchtlinge wurden von der Bande brutal misshandelt und erpresst. 26-Jähriger will seinen Landsleuten nur geholfen haben.

Auf solchen Booten wurden die Flüchtlinge nach Italien gebracht.

Foto: Ong Sos Mediterranee

Ist er Mitglieder einer brutalen libyschen Schlepper-Bande oder wollte er seinen Landsleuten nur helfen? Diese Frage wird seit Dienstag vor dem Landgericht geklärt. Auf der Anklagebank muss sich ein 26-jähriger Eritreer wegen erpresserischen Menschenraubes verantworten. Er soll in acht Fällen daran beteiligt gewesen sein, dass Landsleute nach Deutschland geschleust und erpresst wurden.

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft handelt es sich bei den Opfern ausschließlich um Flüchtlinge aus Eritrea. Die hätten sich zunächst auf den Weg in den Sudan gemacht und seien dort von der libyschen Bande in Empfang genommen worden. Doch das war keineswegs der sichere Weg nach Europa.

Stattdessen wurden die Eritreer gefangen genommen, in Massenunterkünften untergebracht und immer wieder schwer misshandelt. Alle Wertgegenstände und die Handys wurden ihnen abgenommen. Wenn die Bande heraus bekam, dass die Opfer Verwandte hatten, die schon in Deutschland leben, wurden diese angerufen und erpresst. Sie mussten die Flüchtlinge mit Beträgen bis zu 2000 Euro „auslösen“. Sonst drohten die Schleuser damit, die Flüchtlinge zu töten.

Der 26-Jährige soll der Kontaktmann in Deutschland gewesen sein. Auf sein Konto bei der Sparkasse sollen die Verwandten das Geld überwiesen haben. Er holte das dann in bar ab und leitete es nach Libyen weiter. Tatsächlich sollen die Flüchtlinge dann Platz in einem Boot  nach Italien bekommen haben.

Wie der Angeklagte erklärte, sei er 2009 selbst in einem Boot übers Mittelmeer gekommen. Darum wisse er, wie sehr die Menschen leiden. Er sei schon immer sehr hilfsbereit gewesen. Der Prozess wird fortgesetzt.