Prozess um Brudermord: Mutter sagt aus
51-Jährige wünscht sich, dass ihrem Sohn geholfen wird.
Düsseldorf. Der Ex-Ehemann hat sich das Leben genommen, einen Sohn hat sie verloren, der andere sitzt als mutmaßlicher Mörder auf der Anklagebank. Betroffene Stille herrschte Freitag im Landgericht, als die 51-jährige Mutter von Masud in den Zeugenstand kam. Der 17-Jährige hat gestanden, seinen zwölfjährigen Bruder Baran umgebracht zu haben.
Aussagen wollte die Fau nur zur Vorgeschichte, nicht aber zur Tat selbst — um ihren Sohn nicht zu belasten. „Er war immer ein Vorzeigekind“, schilderte die 51-Jährige. Sie hatte sich vor etwa zehn Jahren von dem Vater ihrer beiden Söhne getrennt. Der hatte wieder geheiratet und einen weiteren Sohn bekommen, den er ebenfalls Baran nannte. Zu dem Stiefbruder hatte Masud ein sehr gutes Verhältnis.
Kurz vor Silvester 2011 erhängte sich der Vater, seitdem veränderte sich Masud und wollte nicht einmal zur Beerdigung gehen. „Er hat mich allein gelassen, jetzt soll er einmal sehen, wie das ist“, soll er gesagt haben.
Danach wurde der Junge immer stiller, zog sich zurück und begann, die Schule zu schwänzen, obwohl er bis dahin keine Probleme auf dem Gymnasium hatte. In den Wochen vor der Tat ging Masud überhaupt nicht mehr zur Schule und nahm in kurzer Zeit 33 Kilo zu. Seine Mutter war verzweifelt: „Ich habe ihm die Wohnungsschlüssel weggenommen, das Computerkabel weggenommen, den ganzen Computer, nur damit er zur Schule geht.“
Schließlich habe sich Masud in seinem Zimmer eingeschlossen und dabei einen Schraubenzieher mitgenommen. „Ich fragte, was er damit wolle“, berichtete die 51-Jährige, „er sagte, dass er ja vielleicht jemanden umbringe. Ich sagte, dass er so was nicht mal im Spaß sagen solle.“ Kurz danach kam es zu der schrecklichen Tat.
Die Mutter möchte, dass ihrem Sohn geholfen wird, und will auch dazu beitragen. Wenigstens der Rest der Familie solle zusammenhalten.