Auto rammt Buggy - Kleinkind verletzt Prozess um Kinderwagen-Unfall

2015 rammte eine Autofahrerin einen Buggy. Jetzt wurde sie verurteilt.

Foto: David Young

Düsseldorf. Es war ein kurzer Augenblick der Unachtsamkeit, ein Fehler, der ein Kleinkind fast das Leben kostete und unter dessen Folgen zwei Familien massiv leiden: Im März 2015 fuhr eine 39 Jahre alte Autofahrerin auf der Grafenberger Allee über eine rote Ampel und übersah eine Mutter mit Kinderwagen. Der Buggy samt 18 Monate altem Jungen wurde fast fünf Meter weit durch die Luft geschleudert. Das Kind erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, musste künstlich beatmet werden und in der Uniklinik schließlich in ein künstliches Koma versetzt werden. Sowohl die Autofahrerin als auch die Mutter des Jungen brachen noch am Unfallort zusammen. Am Donnerstag sahen sich die zwei Frauen zum ersten Mal wieder — vor Gericht musste sich die Autofahrerin wegen fahrlässiger Körperverletzung verantworten. Das Urteil: 3420 Euro Geldstrafe. Hinzu kommen insgesamt 20 000 Euro, die die Frau an die Familie des Kindes zahlen wird.

Schon vor Beginn der Verhandlung war der 39 Jahre alten Frau ihre Anspannung anzusehen. Unsicher bahnte sie sich ihren Weg in den Gerichtssaal, setzt sich auf die Anklagebank, blickte hilfesuchend zu ihrer Mutter, die sie begleitete. Auch sie wirkte mitgenommen. „Ich war auf dem Weg von der Arbeit nach Hause“, begann die 39-Jährige zu erzählen. „Ich habe gesehen, dass die Ampel grün war, aber dann wurde ich geblendet. Und im Glauben, dass die Ampel immer noch grün ist, bin ich weitergefahren. Das war mein schlimmster Fehler“, sagte sie unter Tränen. „Da war dieser Knall, dieses schreckliche Geräusch“, brachte sie gerade noch heraus, dann weinte sie bitterlich.

Noch heute wache sie nachts auf, habe die Bilder von der Unfallstelle vor Augen. Nach dem Unfall habe sie auf verschiedenen Wegen versucht, sich nach dem Zustand des Kindes zu erkundigen. Auch einen Brief hatte sie der Mutter des Jungen geschickt — eine Antwort aber nicht bekommen. So hoffte sie nun vor Gericht, Informationen über den Zustand des Kindes zu bekommen.

Die 33 Jahre alte Mutter des Jungen sagte als Zeugin aus. Ihr heute zweieinhalb Jahre alter Sohn hat noch immer mit den Folgen des Unfalls und des künstlichen Komas zu kämpfen. Er sei motorisch unsicherer als andere Kinder in seinem Alter, habe bei Belastung Schwierigkeiten bei der Atmung. „Er hat die erste Zeit nicht mehr gelacht und nicht gespielt“, sagte die Mutter unter Tränen. Das habe sich mittlerweile geändert.

Die Richterin führte mit Fingerspitzengefühl durch die Verhandlung. So fiel ihre Urteilsbegründung auch anders aus als normalerweise: „Ich muss zugeben, auch ich hätte heute fast ein Taschentuch gebraucht“, sagte sie.