Radwege auf dem Gehweg sind ein Auslaufmodell

Routen auf dem Bürgersteig führen zu vielen Unfällen. Nun gibt es mehr Wege auf Straßen. Doch das hat auch Nachteile.

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Düsseldorf. Vor wenigen Tagen auf der Grafenberger Allee: Ein Radfahrer fährt stadtauswärts auf die Ecke Mendelssohnstraße zu. Der Radweg besteht an der Stelle aus zwei weißen Linien, die auf den Gehweg gemalt sind, ist kaum einen Meter breit. Plötzlich quert ein alter Herr direkt vor ihm, der Radler bremst, versucht auszuweichen — und stürzt. Bilanz: ein paar Macken am neuen Rad, eine kaputte Jeans und ein aufgeschlagenes Knie.

Unfälle dieser Art ereignen sich praktisch täglich in Düsseldorf, die meisten davon werden von der Polizei gar nicht aufgenommen, weil niemand sie ruft. Das vermuten die Radfahrervertretung ADFC und Tim Eichler von der Direktion Verkehr der Polizei. Der ADFC fordert deshalb, Radwege auf der Straße anzulegen. Aber auch bei der Stadt hat offenbar ein Umdenken eingesetzt.

Bislang verlaufen die meisten Radwege auf Bürgersteigen. Der ADFC-Vorsitzende Rüdiger Heumann hat mehrere Gründe, das zu kritisieren: „Das wichtigste Argument ist die erhöhte Unfallgefahr an Kreuzungen.“ Radler, die aus dem Fußgängerbereich auf querende Straßen treffen, würden von abbiegenden Autofahrern leicht übersehen. Die häufigen Konflikte zwischen Radlern und Fußgängern sind auch ein Grund. Die Grenze zwischen Fuß- und Radweg wird von Passanten oft nicht wahrgenommen. Das behindert die Radler am Vorankommen. Andersherum leide die Aufenthaltsqualität auf dem Gehweg.

Die Polizei äußert sich dagegen zurückhaltender. Tim Eichler favorisiert weder die eine noch die andere Radwegvariante. Die Polizei hat auch keine statistischen Daten zum Thema. 749 Fahrradunfälle wurden im Vorjahr erfasst, Unfallschwerpunkte zum Beispiel sind nicht bekannt.

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Unter den Radfahrer sind die Meinungen geteilt. Freilich gibt es auch unter Radfahrern unterschiedliche Meinungen. Eichler sagt, er höre immer wieder von Radfahrern, dass sie sich auf der Straße unsicher fühlten. Ob das tendenziell ältere Radler sind, die sich so äußern, kann er allerdings nicht sagen.

Die jüngsten Radwegprojekte wie die Kölner Straße (fertig) und die Karlstraße (geplant) deuten darauf hin, dass die Stadt die Vorteile der Radwege auf der Straße auch sieht. Auch auf WZ-Anfrage heißt es aus dem Verkehrsdezernat: „In der Praxis ist der maßgebliche Punkt die Sicherheit, und hierbei die gegenseitige Sichtbarkeit der Verkehrsteilnehmer. Das führt zu einem deutlichen Vorteil der Fahrbahnführung. Die Entwicklung Alltagsradverkehr und Pedelecs spricht auch für die Fahrbahnführung.“

Die Stadt Köln ist da weiter, Radstreifen auf der Straße sollen dort zur Regel werden, schrieb kürzlich der Stadt-Anzeiger.

Die Düsseldorfer Verwaltung zählt für beide Alternativen Vor- und Nachteile auf, es werde immer im Einzelfall entschieden. So werden weiterhin Radwege auf Bürgersteigen gebaut. Sollte sich hier ein langfristiger Wechsel vollziehen, wird er viel Zeit brauchen. Denn laut ADFC ist nicht anzunehmen, dass bestehende Radwege vom Gehweg auf die Straße verlegt werden.

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