Rainer Bergner: Der Fotograf des Kö-Bogens

Rainer Bergner ist Stammgast im Parkhotel. Von dort aus fotografiert er die Libeskind-Bauten.

Düsseldorf. Aus 100 Fotos mach eins: Rainer Bergner gibt sich nicht mit Schnappschüssen zufrieden, wenn er fotografiert. Aus mindestens 100 Einzelaufnahmen setzen sich seine Fotos vom Kö-Bogen zusammen. Der Neubau im Herzen der Stadt interessiert ihn, seit die ersten Pläne auf dem Tisch lagen. Ungewöhnlich ist nun die Position, von dem aus er seit knapp zwei Jahren den Fortgang des 300-Millionen-Projekts ablichtet: Bergner baut Stativ und Kamera im Parkhotel auf dem Balkon des Zimmers 318 auf. „Von hier aus habe ich in mittlerer Höhe eine perfekte Position, um das Gebäude mit seiner langgestreckten Hofgartenkante, aber auch mit der Front zum Hotel aufzunehmen. Und was mir besonders wichtig ist: Bei meinen 160-Grad-Aufnahmen bekomme ich auch das Umfeld mit drauf, also Hofgarten und Kö.“

Michael Kain, der Direktor des Parkhotels, stimmte der Anfrage von Rainer Bergner gleich zu. „Wir fanden seine Arbeiten interessant und wollten ihm gerne helfen.“ Außerdem, so der Manager weiter, stelle er Bergners Fotos auf die Facebook-Seite des Hotels und maile sie ab und an zur Steigenberger-Zentrale nach Frankfurt. Dann wüsste man dort gleich, was vor der Tür in Düsseldorf los ist — und woher gewisse Beeinträchtigungen des Geschäfts rührten.

Der Investor der Libeskind-Bauten, Stefan Mühling, gab ebenfalls sein Okay — die so genannte Panoramafreiheit erlaubt nur Fotos vom Erdboden aus. Erhöhte Positionen wie diejenige Bergners muss der Eigentümer absegnen.

Mittlerweile existieren neun großformatige Arbeiten, mit 250 Millionen Pixeln sind die Fotos hochauflösend — Bergner hat schon einen Abzug herstellen lassen, der das Gardemaß von 4,50 mal einen Meter hat und der im Stadtmuseum ausgestellt wurde, wo er freier Mitarbeiter ist. Zusammengesetzt am Computer aus sich überlappenden Einzelbildern, hat Bergner teils in der jeweils bis zu 40-stündigen Fertigstellung auch Menschen hinzugefügt, wenn ihm auf der Straße zu wenig los war. „Da können Sie jeden Gesichtsausdruck genau erkennen.“

Der 71-Jährige war in seinem Berufsleben als Maschinenbau-Ingenieur bei Henkel beschäftigt und leitete Produktionsstätten wie die Flaschenblasanlage — in der etwa die Pril-Flaschen hergestellt wurden.

Aus dem Hobby Fotografie, das ihn seit seiner Kindheit fesselt, ist längst eine Profession geworden — unter anderem mit Ausbildung bei den Becher-Schülerinnen Katharina Mayer und Birgitta Thaysen. Seine beeindruckenden Fotoserien zu Umbrüchen in Kirche und Industrie wurden unter anderem in den Stadtmuseen Düsseldorf und Goch sowie dem Dommuseum Frankfurt gezeigt. Die Kö-Bogen-Serie bietet sich natürlich auch für eine Ausstellung an.