Renate Hunfeld verkauft Mode für das gute Gewissen
In ihrem Laden „Suburbia“ bietet die 43-Jährige Kleidung mit Bio- und Fair-Trade-Siegel an.
Düsseldorf. Shoppen und schlechtes Gewissen gehören für viele Frauen ja untrennbar zusammen. Zuerst fühlt es sich so gut an, die sinnlose Lust auf schönes Zeug zu befriedigen — und dann kommt die Kreditkarten-Abrechnung. Oder der Blick in den Schrank, der beweist: So richtig gebraucht hat man das gekaufte Teil ja nun nicht. Und jetzt kam es noch viel schlimmer: Bilder der eingestürzten Textilfabrik in Bangladesch haben viele Konsumenten aufgeschreckt.
Nicht nur das verplemperte Geld drückt auf das moralische Empfinden, sondern auch das Gefühl, dass man doch so gar nicht weiß, wer für die eigene Lust auf Schönes schwitzen und bluten muss. Renate Hunfeld will es anders machen. In ihrem Laden „Suburbia“ in Flingern gibt es nur Mode fürs gute Gewissen.
Das Stichwort heißt: nachhaltige Mode. Die besteht im Idealfall aus Bio-Baumwolle wie bei dem Label Armed Angels aus Köln. Oder aus Lyocell, einem neuen und ressourcenschonenden Stoff aus Bambus-Zellulose, wie bei Alchemist. Auf jeden Fall ist sie fair gehandelt und garantiert gute Arbeitsbedingungen für diejenigen, die sie produzieren.
Slowmo aus Berlin stellen nur in kleinen deutschen Nähereien her, die Inhaber der Marke Misericordia betreiben eigene Fabriken in Peru und bauen vor Ort sogar Schulen, beim Label People Tree können sich Mütter aus Nepal mit Strickarbeiten etwas dazuverdienen. Alle diese Marken hängen auf den einfachen Eisenständern in Renate Hunfelds Geschäft auf der Birkenstraße.
„Oft sind es die kleinen Labels, die nachhaltige Mode anbieten“, sagt die 43-Jährige. Die Produktionskette sei dort komplett transparent. Sie weiß, wovon sie redet: Die studierte Designerin hatte selbst mal ein eigenes Bio-Label — „No Fashion“.
Doch in den 90ern roch Bio für viele noch nach Jute und Haferkeksen. Also wurde Hunfeld Marketing-Managerin bei Carhartt. Und plötzlich mauserte sich Nachhaltigkeit zum Modebegriff — ihre Freunde sagten: Wenn du jetzt nichts aus diesem Trend machst, wer dann?
Also eröffnete Renate Hunfeld vor fünf Jahren Suburbia, damals an der Ackerstraße. Obwohl sie einen eigenen Laden nie wollte. „Ich dachte immer: Boah, wie langweilig ist das denn, immer an einem Ort zu sein.“ Das war allerdings nicht der Grund für ihren Umzug im März. Der Mietvertrag war einfach ausgelaufen. Inzwischen ist Hunfeld an der Birkenstraße glücklich — schon weil es dort mehr Laufkundschaft gibt.
Und so zieht ihr Laden eine Mischung an von Menschen, die sie suchen, und Menschen, die sie zufällig finden. Die erste Gruppe nimmt zum Teil weite Wege auf sich. „Neulich war ein Mann hier aus Belgien“, erzählt die 43-Jährige. „Er kaufte immer sehr teure Marken, hatte aber das Gefühl, er zahlt da nur für den Namen und weiß noch immer nicht, ob die Produzenten fair bezahlt werden.“ Eine vierstellige Summe ließ er bei Suburbia.
Andere kommen auch, um von der Inhaberin zu hören, dass die Kleider der Marke Globe Hope mitunter früher Versorgungsbeutel der ungarischen Armee waren. „Man kann heute sehr praktisch über das Internet einkaufen“, sagt Renate Hunfeld. „Aber es ist auch einsam. Ich denke, es ist ein schöner Kontrast, in einen Laden zu gehen und mal eine Geschichte zu hören.“
Und sie erlebt: „Das Interesse wächst.“ In Zeiten der Antibiotika-Pute und Pferde-Lasagne ist es normal geworden, Lebensmittel mit Bio-Siegel zu kaufen. Renate Hunfeld hofft, dass das bald auch für Kleidung gilt. „Ich möchte keine Nische sein — ich will, dass Nachhaltigkeit selbstverständlich wird.“
Bezahlbar zumindest ist sie schon jetzt: T-Shirts gibt es bei Hunfeld ab 35 Euro, Kleider kosten meist unter 100 Euro. Da überdauert das gute Gewissen sogar die Kreditkarten-Abrechnung.