René Wellers letzter Boxkampf
Die Gesellschaft Reserve holte den ehemaligen Box-Europameister auf die Kirmes.
Düsseldorf. Es ist kurz nach halb zwei am Dienstagnachmittag, als der ehemalige Weltmeister René Weller im Kirmeszelt „Fight Club“ von Charly Schulz in den Boxring steigt. Um den Ring herum stehen vor allem Schützen in ihren grünen Uniformen, Köbesse tragen Tabletts mit Altbier durch die Reihen. Wellers Gegner heißt heute Michael Staginus. Er ist der zweite Rittmeister der Gesellschaft Reserve, die den Boxkampf im Rahmen ihres traditionellen Kaleika-Programms organisiert hat.
René Wellers erster Kampf seit einem halben Jahr hat so viele Zuschauer, wie zu noch keiner Kaleika in das Zelt geholt. Überall stehen Pressefotografen, zusätzlich sind mehrere Kamerateams von Fernsehsendern da.
Bevor der Hauptkampf jedoch beginnt, steigen andere Schützen der einzelnen Züge gegen Zuschauer oder gegen die Boxer von Charly Schultz an. Der erste Herausforderer, Birger Korfmacher, trägt eine überdimensionierte Fliege zum Kampf — er endet nach großem Gelächter aus dem Publikum mit einem Unentschieden. „Die Kaleika ist eine lustige Veranstaltung“, sagt Korfmacher. „Es geht darum, uns selbst aufs Korn zu nehmen.“ In einem weiteren Vorkampf stehen zwei Männer in Sumo-Ringer-Anzügen im Boxring.
Der Hauptkampf beginnt nach eineinhalb Stunden Vorprogramm. Seinen Schnurrbart hat „der schöne René“, wie Weller in den 80er Jahren genannt wurde, mittlerweile abgelegt, die Hose des inzwischen 58-Jährigen hingegen ist noch genauso kurz, wie zu seinen erfolgreichsten Zeiten als Profi.
In der ersten von drei Runden agieren beide Boxer noch vorsichtig, in Runde zwei kommt Weller kurz ins Straucheln. „Daran kann ich mich nicht erinnern“, sagt er nach dem Kampf. Nach drei mal zwei Minuten ist der Fight zwischen Weller und dem 54-jährigen Staginus beendet. Weller gewinnt nach Punkten, doch Charly Schulz lobt auch Staginus für seinen Mut, gegen einen ehemaligen Europameister anzutreten.
Auf seinen Sieg angesprochen erwidert Weller: „Meine Kämpfe enden immer so, wie ich es erwarte. Ich trainiere noch immer täglich, boxe gegen ganze Mannschaften. Nur gibt es heute keine schweren Gegner mehr, die Leute spielen wohl lieber Golf.“ Wenn es nach dem Wunsch seiner Verlobten Maria Dörk geht, war dies auch Wellers letzter Kampf. „Er ist in Ehren abgetreten und hat es nicht mehr nötig. Ich möchte nicht, dass er noch weiter boxt.“