Riesenwirbel um Arena-Chef
Der Hallen-Manager soll gehen — und die deutsche Konzertbranche schüttelt mit dem Kopf.
Düsseldorf. Am letzten Wochenende kam heraus, dass die Tage von Jörg Mitze als Chef der Arena gezählt sind. Der Vertrag des 44-Jährigen wird nicht verlängert, so beschloss es der Aufsichtsrat der Stadttochter Düsseldorf-Congress (DC).
Offizielle Gründe werden nicht genannt, es heißt nur, dass dieses Jahr außer Fußball praktisch nichts los sei in dem riesigen Multifunktionsbau. Falls man im Rathaus gehofft hatte, diese Personalie könne relativ geräuschlos abgewickelt werden, hat man sich allerdings geschnitten. Denn Mitzes verkappter Rauswurf schlägt in der Veranstaltungsbranche hohe Wellen.
Unisono loben die wichtigen Konzertveranstalter Mitze. Marek Lieberberg, seit über 40 Jahren eine Größe im Geschäft, dessen Frankfurter Agentur mit so ziemlich jedem Superstar Konzerte gemacht hat, ist stinksauer: „Dass Mitze in Düsseldorf gehen soll, ist völlig unverständlich und ein dicker Skandal“, sagt er, und: „Er ist ungeheuer kompetent, selbst bei technischen Problemen konnte er immer helfen, ich kenne in Deutschland keinen besseren Leiter einer Großhalle.“
Mitze habe Düsseldorf ab 2005 überhaupt erst auf die Großkonzert-Landkarte gebracht, „er hat doch alle in die Arena gekriegt, Madonna, Springsteen, Police, Bon Jovi, Depeche Mode an zwei Tagen hintereinander — oder denken Sie an das einzigartige Spektakel The Wall.“
Auch sein Düsseldorfer Kollege Bernd Lewkowicz ist voll des Lobes über den Arena-Manager: „Er und sein Team sind äußerst professionell und loyal. Und ich kann das beurteilen, denn wir machen auch in der Schalke-Arena oder im Kölner Stadion Konzerte“, sagt er.
Er erinnert an Düsseldorfer Topacts 2011 von Take That bis Bon Jovi, doch 2012 sei nun ’mal ein extrem schwieriges Jahr für Tourneen, sagt Lewkowicz: „Wegen der Fußball-EM und Olympia gibt es keine großen Tourneen im Sommer.“ Marek Lieberberg formuliert es drastischer: „Jeder Laie weiß, dass 2012 tote Hose bei Tourneen ist. Es ist absurd, dies Mitze vorzuwerfen.“
Auch der Kölner Dirk Becker (Elton John, Madonna etc.) stellt sich hinter Mitze: „Den wegzuschicken, ist eine mittlere Katastrophe für Düsseldorf“, sagt er, „ich weiß, dass einige Konzerte, etwa Coldplay, nur wegen ihm in der Arena stattfinden konnten.“ Schon im nächsten Jahre gehe es wieder rund, auch in der Arena Düsseldorf, betont Becker — ohne bereits Namen zu nennen.
In die gleiche Kerbe schlägt Roland „Balou“ Temme (André Rieu, Udo Lindenberg, Westernhagen): „Es wäre aus meiner Sicht bedauerlich, wenn Herr Mitze nicht weiter beschäftigt werden würde. Ich habe ihn immer als sehr kompetenten Ansprechpartner erlebt, mit dem man jedes Problem sinnvoll lösen konnte. Ich als Veranstalter kann mir nicht so recht vorstellen, was ein eventueller Nachfolger besser machen könnte. Der Mann macht seinen Job einfach wirklich gut.“
Jörg Mitze selbst hatte vor einigen Wochen dem DC-Aufsichtsratsvorsitzenden Heinz Winterwerber erklärt, er wolle gern in Düsseldorf mit seinem Team — das seit 2005 zusammen ist — weitermachen. „Die Arena ist ein tolles Produkt und ich hätte gerne mit meiner Mannschaft weitere Erfolge angestrebt.“ Nähere Gründe für das plötzliche Aus sind auch Gisela Piltz (FDP), Chefin des Arena-Aufsichtsrates, nicht bekannt. „Für mich hat Mitze einen guten Job gemacht.“
Denkbar ist, dass sein bisweilen sehr selbstbewusstes Auftreten bei der Stadtspitze nicht so gut ankam. OB Dirk Elbers, der in China weilt, sagt nur: „Es gab kein Zerwürfnis, aber irgendwann enden Verträge eben nun mal.“ Ansonsten wolle er Personalia nicht öffentlich kommentieren.