Rock und Pop gegen braune Einfalt

Nach dem erfolgreichen Start 2013 ging das Festival Rock gegen Rechts in die zweite Runde — trotz Dauerregens.

Foto: David Young

Düsseldorf. Politik? Musik? Eine gute Kombination finden Lisa und Anna. Dicht gedrängt sitzen die beiden Studenten unter einem Regenschirm auf der Ballonwiese. Neben ihnen Platzregen, vor ihnen eine Bühne. „Mit Rock gegen Rechts“ steht dort auf großen Spruchbändern. Lisa und Anna sind hier, weil sie ein Zeichen setzen wollen gegen Rassismus, Diskriminierung und Rechtsradikalismus.

Dass tatsächlich Zuschauer aus politischem Antrieb zum Festival kommen würde, hätte der Veranstalter Andreas Dittmar nicht gedacht. Seine Idee war es, durch die peppige Rockmusik vor allem junge Leute auf die Ballonwiese zu locken und sie dabei quasi zufällig für den Widerstand gegen Faschismus und Rassismus aufzurütteln.

„Ich gehe davon aus, dass alle nur wegen der Musik kommen, niemand aus politischen Gründen“, erzählt er. „Wenn man sich nicht dagegen engagiert, ändert sich doch nichts.“ Deswegen macht er schon durch seine Kleidung deutlich, welche Botschaft das Rockfestival vermitteln soll: „Euer Finale war am 8. Mai 1945 - keine Nachspielzeit für Nazis“ prangt groß auf seinem T-Shirt.

Zum zweiten Mal veranstaltet Dittmar das Rockfestival im Volksgarten. Gut 2000 Zuschauer waren 2013 gekommen, dieses Mal hatte Dittmar mit 2500 gerechnet. Nun macht der Regen dem Veranstalter einen Strich durch die Rechnung.

Zwar harren die besonders hartnäckigen Musik- und einige überzeugte Politikfans trotz Dauerregens und Gewitter vor der Bühne aus, die meisten Zuschauer machen sich jedoch aus dem Staub, als sich die Wiese nach und nach in eine große Pfütze verwandelt. Einer hält jedoch durch bis zum Schluss: Sia Ghassemi tanzt und singt, unmittelbar vor der Bühne, auch als sein rotes T-Shirt schon durchnässt am Körper klebt. Der Düsseldorfer sagt: „Man sollte tun, was möglich ist, sonst ändert sich politisch ja nichts.“

Malte wünscht sich, dass die Landespolitik stärker gegen die rechte Szene vorginge. Der 30-jährige Düsseldorfer ist allein aus politischen Gründen zu dem Festival gekommen. Er findet es wichtig zu zeigen, dass es nicht nur rechtsradikale Demos gibt, sondern auch eine starke Gegenbewegung. „Wir müssen gemeinsam ein Zeichen setzen, dass wir da sind und uns mit Rassismus nicht abfinden wollen“, erzählt er und hält tapfer dem Regen stand. Ein klares Plädoyer für mehr politische Aktivität also.

Lisa und Anna sind dagegen enttäuscht, wie wenig politisch das Festival ist. „Wir dachten, das wäre ein bisschen internationaler hier“, erzählen die beiden. „Und leider ist auch nur Die Linke mit einem Infostand vertreten. Was ist mit den anderen Parteien?“

Die Idee, Musik für den Kampf gegen Rassismus einzusetzen, finden die beiden super. „Das ist doch das perfekte Medium, um Botschaften zu vermitteln“, meint Lisa. So wie das Motto der Band „Rythms of Resistance“: „Politics with soul can be heard all over the world“ (Politik mit Seele ist überall zu hören).