Betrieb startet wieder Ruhe vor dem Sturm ab Mitte Juni: Wie sich der Düsseldorfer Flughafen vorbereitet
Düsseldorf · Immer mehr Fluggesellschaften kündigen die Rückkehr ihres Betriebs an, allen voran Eurowings. Ein noch einsamer Besuch am Airport.
Ramon Roig hat sich aus Ischgl durchgeschlagen. Ursprünglich kommt der Spanier aus Valencia, dort will er jetzt wieder hin, aber Ischgl konnte er seit März nicht mehr verlassen. Und so ist Roigs Geschichte eine, die zur kuriosen Einsamkeit auf dem Düsseldorfer Flughafen an diesem 2. Juni ganz gut passt.
Roig arbeitete in Ischgl in einem Touristen-Hotel, war im März aus London gekommen und geriet mitten in die verrückte Corona-Welt jenes Skiorts, dessen Partys als Virus-Superspreader galten. Seither konnte er nicht mehr zurück, Europa lag lahm. Und jetzt läuft er durch die leere Abflughalle auf dem Düsseldorfer Airport, um seinen begehrten Eurowings-Flug nach Valencia um 14.50 Uhr zu bekommen. Es ist der erste überhaupt ab Düsseldorf nach den ärgsten Corona-Monaten. Und er führt Roig nach Hause. Beim Thema Corona winkt der Spanier ab. Er habe sich krank gefühlt, sein Test sei aber negativ ausgefallen. „Wir haben es irgendwie doch alle schon gehabt.“
Wäre das so, gäbe es diese Ruhe vor dem Sturm am Düsseldorfer Flughafen nicht. Noch ist das Leben hier heruntergefahren: Die „Chocolate Company“ im Ankunftbereich ist seit zwei Wochen wieder geöffnet, Latte Macchiato verkauft Araz Hano hier vor allem an Airport-Mitarbeiter, nicht an Touristen. Aber nicht mehr lange. Das Programm zieht an. An diesem Dienstag verlassen acht Flugzeuge Düsseldorf, bald werden es mehr sein. „Die Situation im Luftverkehr ist noch relativ dynamisch. Mittlerweile sehen wir, dass sich quasi alle Airlines intensiv mit der Wiederaufnahme des Flugbetriebs beschäftigen“, sagt Flughafen-Sprecher Christian Hinkel. Wie groß der Anstieg im Juni sein wird, hängt auch vom weiteren Wegfall der Reisebeschränkungen ab. Eurowings, größte Fluggesellschaft am Düsseldorfer Airport, plant kurzfristig eine deutliche Ausweitung des Angebots. „Aber auch andere Airlines wie Condor, Tuifly oder SunExpress bereiten sich ab Juni auf die sukzessive Wiederaufnahme des Flugbetriebs vor“, sagt Hinkel. „Auch die europäischen Netzwerkcarrier werden wieder vermehrt ihre Drehkreuze anbinden.“
Um den größten wirtschaftlichen Schaden abzuwenden, hatte die Flughafen GmbH für alle Mitarbeiter Kurzarbeit für den Zeitraum 1. April bis 31. Dezember beantragt. 2300 Mitarbeiter sind im Konzern, der aus der Flughafen GmbH und den Töchtern Security, Groundhandling und Frachttochter besteht, beschäftigt – und je nach Bedarf davon betroffen. „Lässt es die Situation zu“, sagt Hinkel, „kann die Kurzarbeit jederzeit beendet werden.“ Der Flughafen gewähre allen Betroffenen einen Zuschuss auf 90 Prozent der durchschnittlichen Nettobezüge.
Den Basisbetrieb mit internationalen Anbindungen hat man jederzeit aufrecht gehalten. „Neben der Abwicklung des verbleibenden Flugplans gehören Rückhol- und Erntehelferflüge sowie mögliche Medizin-, Sonder- oder Frachtflüge dazu“, sagt Hinkel. Aber: Das Verkehrsaufkommen liege bei nur fünf Prozent des für diese Jahreszeit üblichen Volumens.
Jetzt aber lockern immer mehr Länder, Hinkel geht davon aus, dass man ab Mitte Juni wieder „nennenswerten Luftverkehr hier am Airport“ habe, mit „bestmöglichem Gesundheitsschutz“. Gerade ist zusätzlich zu Flugsteig A auch Flugsteig C wieder in Betrieb genommen worden, Gepäckförderanlage und Gepäckbänder im Ankunftsbereich laufen wieder. In den Wartebereichen soll entzerrt und der Mindestabstand so möglich werden. Mund-Nasen-Schutz ist mit Betreten des Terminals Pflicht. Hinweise auf den Monitoren, Bodenmarkierungen und Piktogramme weisen die Passagiere hin.
Die Sitze in den Abfluggates sollen nur mit Abstand belegt werden, Boarding und Deboarding in zeitversetzten Intervallen erfolgen, zudem die Belegungsdichte in den Passagierbussen reduziert werden. Lässt es das Aufkommen zu, parken die Flugzeuge direkt an den Gatepositionen. Außerdem werden die Counter mit Kundenkontakt mit Schutzscheiben ausgestattet und Reinigungsintervalle an das Passagieraufkommen angepasst.
Ramon Roig spürt davon noch wenig. Er hat Ischgl hinter und jetzt niemanden um sich, der ihm gefährlich werden könnte auf seinem Weg. Und er hat Sorglosigkeit im Gepäck. Im November will er zurück nach Österreich. „Es ist gute Arbeit“, sagt er und geht gen Gate A 42. Endlich.