„Sechs verlorene Jahre für den Wohnungsbau in der Stadt“
Experten: Es werden zu wenige günstige Wohnungen gebaut. Parteipolitik bestimmt die Debatte.
Düsseldorf. Schon im Vorfeld des Fachausschusses hatte die Expertenbefragung zum Düsseldorfer Wohnungsmarkt die Politik aufgeschreckt, SPD und Grüne forderten mehr preiswerten Wohnraum.
Der ist in der Tat knapp — und wird es voraussichtlich auch bleiben. Zum dritten Mal (nach 2002 und 2006) waren Wohnungsmarkt-Fachleute aus Politik, Wirtschaft und Verbänden nach ihrer Einschätzung der Lage auf dem Düsseldorfer Immobilienmarkt befragt worden, am Montag wurde der Bericht vorgestellt.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Experten die Lage als angespannt einschätzen — sowohl bei den Einfamilienhäusern als auch bei Eigentums- und Mietwohnungen (siehe Grafiken).
Gerade beim letzten Punkt erwarten die Fachleute auch keine Verbesserung in nächster Zeit. Die meisten Befragten bemängeln, dass es zu wenig Bauland gebe (71 Prozent) und zu wenige Mietwohnungen neu gebaut würden (67 %).
Als weiteres Problem wird das Abschmelzen des Sozialwohnungsbestandes gesehen (51 %). Was spricht eigentlich gegen Investitionen in den Wohnungsbau? Auch das wurden die Experten gefragt, ihre Antwort: Zu wenig und zu teures Bauland (98 bzw. 95 %) sowie die kommunale Planungs- und Genehmigungspraxis.
„Die Prognose hat sich gegenüber 2006 noch verschlechtert, 82 Prozent der Experten halten die Lage auf dem Wohnungsmarkt für angespannt“, sagte Hans-Jochem Witzke (SDD), auch Vorsitzender des Mietervereins. „Warum befragt man Experten 2006 und tut dann nichts? Das sind sechs verlorene Jahre für den Wohnungsbau in der Stadt.“
Prompt kam der Konter von Klaus-Dieter Lukaschewski (CDU), der auf die rot-grüne Landesregierung einschlug: „Wir wollen mit unserem kommunalen Programm etwas für den sozialen Wohnungsbau tun. Das ist ein Programm zu Lasten der Stadt, weil das Land gar nicht fördert. Vom Land kommt nur Murks.“
Geplant ist, dass die Stadt mit einem zeitlich begrenzten Förderprogramm Investoren den Grunderwerb schmackhaft machen will. Auf diesem verbilligten Grund soll dann preiswerter Wohnraum entstehen, mindestens 180 Einheiten pro Jahr. Der Rat muss dieses Programm allerdings noch beschließen.