Landrat stellt Pläne vor Ein Dienstleister für Wohnungsbau
Rhein-Kreis. · Der Landrat schlägt die Gründung einer Servicegesellschaft für preisgünstigen Wohnraum vor. Bürgermeister Breuer übt Kritik.
Am Anfang stand die stolze Idee von einer eigenen Kreis-Wohnungsbaugesellschaft. Herausgekommen ist eine „Service- und Koordinierungsgesellschaft“, die sich mit knappen Personalressurcen externe Dienstleistungen bei einem kompetenten Experten einkauft – und der heißt Kreisbau AG und sitzt in Mönchengladbach. Im Rhein-Kreis, so ist zu hören, sei kein Akteur bereit gewesen, die Aufgabe „komplett zu übernehmen“.
Es werden zu wenige Wohnungen gebaut. 1040 Einheiten waren es kreisweit im Vorjahr; 1439 hätten es sein müssen, um den vom Gutachter InWIS ermittelten Bedarf von mehr als 20.000 Wohnungen bis zum Jahr 2030 zu decken. Dabei ist vor allem preisgünstiger Wohnraum nachgefragt. Laut Beobachtern müssten hierzulande im kommenden Jahrzehnt 4800 Wohnungen allein im öffentlich geförderten Segment errichtet werden.
Landrat bleibt mit Konzept hinter eigenen Vorstellungen zurück
Landrat Hans-Jürgen Petrauschke kündigte am Montag in einer Pressekonferenz an, er werde dem Kreisausschuss am Mittwoch die Gründung einer „Service- und Koordinierungsgesellschaft für preisgünstigen Wohnraum“ vorschlagen. Er folge damit einer Empfehlung des Verbandes der Wohnungswirtschaft. Andernorts seien mit diesem Modell gute Erfahrungen gemacht worden. Die neue Gesellschaft solle für Grundbesitzer sozialen Wohnungsbau koordinieren, gebündelte Wohnungsverwaltung für gebaute Objekte organisieren und private Grundstückseigentümer überzeugen, dass auch mit öffentlich gefördertem Wohnungsbau solide Renditen zu erzielen seien. Auf Initiative von UWG/Die Aktive hatten die Kreispolitiker einstimmig die Verwaltung aufgefordert, ein Konzept vorzulegen, wie der soziale Wohnungsbau gefördert werden könne.
Mit dem nun vorgelegten Konzept einer „Service- und Koordinierungsgesellschaft“ bleibt Landrat Petrauschke (CDU) weit hinter seiner Vorstellung von einer eigenen Kreis-Wohnungsbaugesellschaft zurück. Die war nicht durchzusetzen. Für seine abgespeckte Variante erntet er Zustimmung, aber auch Kritik.
Rommerskirchen und
Kaarst begrüßen den Plan
Im Rathaus der kleinsten Kreis-Gemeinde, in Rommerskirchen, begrüßt Bürgermeister Martin Mertens (SPD) den Ansatz des Landrats: „Wir müssen bauen. Wir wollen bauen. Wir werden preisgünstigen Wohnraum schaffen. Auch in Rommerskirchen.“ Er werde sehr gern begleitende Serviceangebote nutzen. So sieht es auch Ulrike Nienhaus, Kaarster Bürgermeisterin: „Der Landrat hat seine Idee weiter entwickelt und ich finde das Angebot gut und nützlich.“
Für Dieter Welsink (CDU), Chef der größten Fraktion im Kreistag, hat das Konztept „eine Chance verdient“. Es sei gut und richtig, wenn der Landrat initiativ werde: „Neuss müssen wir nicht auf die Sprünge helfen. Aber in Dormagen geht der soziale Wohnungsbau gegen null.“ Sein SPD-Kollege Rainer Thiel zeigte sich verwundert, dass der Landrat zwei Tage vor dem Kreisausschuss bereits die Öffentlichkeit gehe. Für den Neusser Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) ist positiv, dass sich der Landrat „von der Idee einer Kreis-Wohnungsbaugesellschaft verabschiedet hat“. Warum der Landrat aber eine Service-Gesellschaft gründen wolle, erschließe sich ihm nicht: „Der Kreis ist die Bewilligungsbehörde für öffentlich geförderten Wohnungsbau.“ Wenn seine Verwaltung nicht auch private Investoren zum Einstieg bewegen könne, solle er sich externer Fachleute bedienen, „ohne gleich eine neue Gesellschaft zu gründen.“