Seit 150 Jahren gibt es aktive Schützen in Flingern

Bei der Vereinsgründung 1868 lebten im Stadtteil nur 1000 Menschen - und die Straßen hatten keine Namen.

Foto: St. Rochus- St. Sebastianus-Schützenverein Düsseldorf-Flingern

Düsseldorf. In der Stadtmitte geht die Schützengeschichte auf das Jahr 1316 zurück. In den dünn besiedelten Außenbezirken Düsseldorfs gründeten sich die Vereine jedoch später. Und so beginnt die Geschichte des Schützenvereins Flingern 1851 zunächst in Pempelfort. Dem dortigen Verein schlossen sich auch Bürger aus Flingern an, ab 1857 nannte sich der Verein entsprechend „Pempelfort & Flingern“. Doch 1867 rief Johann Ströter die 1. Grenadier-Kompanie Düsseldorf-Flingern ins Leben. Nur ein Jahr später war die so stark geworden, dass die Flingeraner ihren eigenen Schützenverein gründeten.

Damals lebten im Stadtteil etwa 1000 Menschen, die Straßen waren noch unbenannt, die Häuser nummeriert. Das schreibt Karin Hamacher-Gockeln, die 1. Schriftführerin des St. Rochus- St. Sebastianus-Schützenverein Düsseldorf-Flingern. Sie hat eine Chronik zur 150-jährigen Geschichte zusammengestellt.

Die ersten Jahre 1870 wurde der ursprüngliche Schützenverein Pempelfort/Flingern aufgelöst. Vereinslokal wurde das Kettelerheim, das früher ein großes Lokal mit angeschlossener Brauerei und Bäckerei war. Weitere Kompanieen wurden gegründet. Um das Jahr 1900 zählte man mehr als 500 Mitglieder.

(Johann Ströter gründete den Schützenverein Flingern. Foto. St. Rochus-St. Sebastianus-Schützenverein Düsseldorf-Flingern)

Die beiden Weltkriege Der Erste Weltkrieg (1914 bis 1918) und seine Folgen unterbrachen das aktive Schützenwesen. 1919 feierte man wieder ein Schützenfest „in bescheidenem Rahmen“, wie es in der Chronik heißt. Doch bis 1929 wurde der Verein immer größer. 900 Mitglieder gab es damals, und damit die stärkste Mitgliederzahl aller Zeiten. 1932 stifteten die Schützen der Liebfrauenkirche eine St. Sebastianus-Statue des Bildhauers Emil Jungblut. Bis 1939 wurden die Schützenfeste jährlich gefeiert.

Im Zweiten Weltkrieg aber kam das Schützenwesen fast zum Erliegen. Im März 1945 stellte man fest, dass der Verein nur noch 256 zahlende Mitglieder sowie 82 Soldaten hatte. Karin Hamacher-Gockeln schreibt: „Wegen zu vieler Schwierigkeiten wurde der Verein vorläufig ruhend gestellt.“

Nach dem Krieg Königssilber, Chef- und Oberstketten aber auch Protokollbücher konnten in den Kriegsjahren gerettet werden. Und bereits 1947 wurde wieder ein Schützenfest, damals auf dem Staufenplatz, veranstaltet. 1954 wurde Heinz Schade Nachfolger von Willy Oberwinster als Oberst. Damit ging die Ära der Familie Oberwinster zu Ende, drei Generationen hatten den Verein in diesem Amt geprägt.

Soziales Engagement 1966 gründete Heinz Pamus die Aktion „Altenhilfe“. Seitdem werden ältere, bedürftige Menschen in Flingern unterstützt, daraus entstand vor einigen Jahren der selbstständige Verein „Altenhilfe der Flinger Schützen“.

Wechsel der Schützenplätze Das Jubelschützenfest zum 100-Jährigen fand 1968 auf dem ehemaligen Schützenplatz Rosmarinstraße / Flinger Broich statt. Der Verein hatte in diesem Jahr einen Tiefstand von 308 aktiven Mitgliedern. Nach vielfältigen Wechseln der Schützenplätze kam man 1974 zum heutigen Kirmesplatz am Flinger Richtweg. Und 2004 bekam der Verein endlich ein Zuhause: Er pachtete von der Stadt den ehemaligen Alemannia-Fußballplatz am Flinger Broich.

Die Emanzipation „In den 1970er Jahren nahm die Emanzipation Einzug“ , berichtet Karin Hamacher-Gockeln. Die ersten weiblichen Mitglieder werden aufgenommen. Sie sind gleichberechtigt. Das gilt seit 1989 auch für den Königsschuss. Mit Monika Hennekes regiert aktuell eine pensionierte Beamtin das Regiment Flingern. Prinzgemahl ist ihr Ehemann Hans.

(Monika Hennekes ist aktuell die Regimentskönigin in Flingern, an ihrer Seite als Prinzgemahl ist ihr Ehemann Hans. Foto. St. Rochus-St. Sebastianus-Schützenverein Düsseldorf-Flingern)

150 Jahre Zum Jubiläum hat der Verein bereits im Januar am Flinger Broich 3a die neue große Schützenhalle in Betrieb genommen. Den Fußballbegeisterten wird gefallen, dass man sich dort auf historischem Boden befindet, der Flinger Broich 3 war die erste Spielstätte der Fortuna 1895. Der Verein zählt 600 Mitglieder.