Versuchter Totschlag in Düsseldorf: Prozess nach sieben Jahren
Die Angeklagten können mit einem milden Urteilen rechnen. Das Landgericht in Düsseldorf rollt jetzt mehrere alte Fälle auf.
Düsseldorf. Der Vorwurf ist versuchter Totschlag. Vor sieben Jahren soll Dominik H. auf dem Burgplatz einen Mann mit einer Schere schwer verletzt haben. Seitdem wartet der 27-Jährige auf seinen Prozess, obwohl die Anklage bereits fünf Jahre fertig ist. Seit Dienstag muss sich der angehende Security-Mitarbeiter vor dem Landgericht verantworten. Denn das hat damit begonnen, Karteileichen aus dem Aktenkeller zu holen und abzuarbeiten.
Vor drei Jahren wurden zwei neue Wirtschaftskammern eingerichtet, sieben neue Richterstellen bewilligt. „Das hat auch andere Kammern entlastet“, so Elisabeth Stöve, Pressesprecherin des Landgerichtes. Darum gibt es jetzt die Kapazitäten, um alte Verfahren abzuschließen.
Fälle wie der von Dominik H. wurden immer wieder zurückgestellt. Denn Vorrang haben immer Verfahren, bei denen es um Angeklagte geht, die in Untersuchungshaft sitzen. Da der 27-Jährige sich auf freiem Fuß befand, stellte man den Prozess immer wieder zurück. Die quälende Ungewissheit über seine Zukunft kann für Dominik H. auch einen Vorteil haben. Elisabeth Stöve: „Die lange Verfahrensdauer wirkt sich immer strafmildernd aus.“
Die Probleme solcher „Altverfahren“ wurden schon zu Beginn deutlich. Gleich der erste Zeuge, ein Cousin des Angeklagten, konnte sich kaum noch daran erinnern, was sich am 1. November 2011 in der Altstadt zugetragen hatte. Man sei von einer Gruppe angegriffen worden.
Dominik H. soll dann einen Zeugen, der den Streit schlichten wollte, mit der Schere an der Kehle verletzt haben. Das Opfer erlitt eine 15 Zentimeter lange blutende Wunde, die ambulant genäht werden konnte. Bis zum 13. Juli sind sechs Verhandlungstage angesetzt, um zu klären, was damals auf dem Burgplatz passiert ist.
Ein zweiter Uralt-Fall wird am 26. Juni verhandelt. Da muss sich ein 31-Jähriger aus dem Rocker-Milieu wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten. Er soll im September vor vier Jahren mit einer Gruppe von bis zu 30 Personen die Türsteher einer Diskothek an der Bolkerstraße angegriffen haben.
Wie Ralf Herrenbrück, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, erklärte, werde mit dem Landgericht gemeinsam entschieden, welche alten Verfahren jetzt verhandelt werden: „Es werden auch Sachen eingestellt. Aber natürlich nicht, wenn es um schwere Verbrechen geht.“