Herr Jungbluth, Sie sind seit zehn Jahren Mitglied und aktuell Vorsitzender des Seniorenrates, treten Sie noch einmal an?
Interview Mehr Wertschätzung für die ältere Generation
Düsseldorf · Interview Im März können Düsseldorfer über 60 Jahre den Seniorenrat wählen. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden Georg Jungbluth.
Alle Düsseldorfer über 60 Jahre — und das sind immerhin rund 150 000 _ bekommen in diesen Tagen Post von der Stadt. Sie erhalten die Wahlunterlagen für die Neuwahl des Seniorenrates. Aus jedem der zehn Stadtbezirke werden je zwei Vertreter für das Gremium gewählt, das die Interessen der älteren Bürger überparteilich stärker in den Blickpunkt rücken will. 53 Kandidaten, die selber mindestes 58 Jahre alt sein müssen, treten für die 20 Mandate an. Wir sprachen mit dem aktuellen Vorsitzenden des Seniorenrates, Georg Jungbluth.
Jungbluth: Nein, ich bin 79 Jahre alt, ich möchte ein bißchen mehr Freizeit haben, das hat auch mit meiner Gesundheit zu tun. Zudem bin ich auch noch Kreisverbandsvorsitzender der Senioren-Union.
Seit wann sind Sie in der Politik aktiv?
Jungbluth: Seit gut 40 Jahren, aber eher im Kleinen. Im Ortsverband der CDU, die längste Zeit davon in Lohausen, später in Unterrath, wo ich wohne. Ich hatte als selbständiger Elektromeister lange keine Zeit mich stärker zu engagieren, der Betrieb ging vor.
Aber dann haben Sie vor zehn Jahren für den Seniorenbeirat — so hieß er da noch — kandidiert.
Jungbluth: Ja, durch die Übergabe meiner Firma hatte ich mehr Zeit und es hat mich immer genervt, dass die ältere Generation nicht die richtige Wertschätzung erfuhr. Da wollte ich versuchen, etwas in Düsseldorf zu verbessern.
Auf welchen Ebenen ist Ihnen dies gelungen?
Jungbluth: Der Seniorenrat ist heute anerkannter in der Stadt. Das zeigt schon die Umbenennung. Der Begriff ‚Beirat’ hatte einen leichten Beigeschmack. Mit dem Begriff Seniorenrat wurden aber auch unsere Rechte aufgewertet. So dürfen die Seniorenvertreter heute bei den nicht-öffentlichen Sitzungen der Fachausschüsse im Rathaus und der Bezirksvertretungen dabei bleiben, mitberaten, Anfragen und Anträge einbringen.
Welche Themen liegen Ihnen am Herzen und sorgen die Senioren?
Jungbluth: Viel dreht sich um das Thema Wohnen. Wir haben gerade wieder eine Anfrage eines 85-Jährigen. Er hat eine kleinere Mietwohnung gefunden und bekommt sie nicht aufgrund seines Alters. Das nenne ich Alterdiskriminierung.
Es ist aber auch so, dass viele ältere eine kleinere Wohnung gar nicht bezahlen können, weil sie oft teurer ist, als die alte, in der sie wohnen.
Jungbluth: Das ist ein großes Problem. Die Älteren wollen ihre Selbständigkeit behalten. Hier sind Bund, Land und die Kommunen gefordert, kleinere und bezahlbare Wohnungen zu bauen.
Der Seniorenrat bietet regelmäßig Sprechstunden in den Stadtbezirken an. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Jungbluth: Bei unseren Sprechstunden in der Bezirksverwaltungsstelle 6 ist nicht viel los. Besser ist, man geht zu den Menschen in die Seniorenclubs und Zentren plus.
Welche Themen erfahren Sie dort?
Jungbluth: Die älteren Menschen kritisieren zu kurze Grünphasen für Fußgänger bei Ampelschaltungen. Sie beklagen die Unpünktlichkeit der Rheinbahn, dass dort Fahrer auch mal zu ruckelig anfahren oder sich weigern, die Rampe an einem Bus auszufahren, damit man den auch mit dem Rollstuhl nutzen kann. Vielen ist die Beleuchtung in manchen Straßen zu schlecht.
Können Sie die Probleme der Senioren lösen?
Jungbluth: Ja, einige. Wir haben entsprechende Arbeitskreise und treffen uns regelmäßig mit der Rheinbahn und dem Amt für Verkehrsmanagement.
Aber manchmal könnte es doch ein bisschen schneller gehen, wenn der Seniorenrat einen Wunsch äußert, wie beim Beispiel Friedhofsmobil?
Jungbluth: Der Seniorenrat hatte diesen Service in Krefeld kennengelernt und 2010 einen Antrag gestellt, ein Friedhofsmobil in Düsseldorf einzuführen. Das hat dann 2015 auf dem Nordfriedhof endlich geklappt. Ja, so etwas könnte schneller gehen. Aber 2017 haben wir den Antrag für ein Mobil auf dem Südfriedhof gestellt, das kam schon 2018 und nun wurde beschlossen, auch in Stoffeln dieses Angebot zu ermöglichen.
Aber mit manchen Beschlüssen sind Sie auch unzufrieden, beispielsweise mit der Schließung der Sparkassenfilialen.
Jungbluth: Die Schließung lässt sich wohl leider nicht mehr verhindern. Im Seniorenrat hat die Stadtsparkasse uns deutlich gemacht, dass die weitere Digitalisierung für sie erforderlich ist. Für viele Ältere kommt das zu früh, ich wäre froh, wenn die Sparkasse noch zehn Jahre zweigleisig fahren würde.
Und wie sehen Sie die Lösung, dass dann ein Sparkassenbus einmal in der Woche zu einem festen Termin in den Stadtteil kommt?
Jungbluth: Ich sehe da ein Problem, dass das für ältere Menschen nicht sicher genug ist, dass sie beim Geld abheben beobachtet werden, dass dies Kriminelle anziehen wird. Außerdem müsste die Sparkasse vielmehr auf Hilfsangebote für Senioren aufmerksam machen. Beispielsweise, dass ihnen Geld nach Hause gebracht werden könnte und dass man gegen eine Gebühr Überweisungsformularen mit der gedruckten eigenen IBAN-Nummer bekommt. Dann passieren nicht so viele Fehler.
Der Seniorenrat hätte es gerne gesehen, wenn Senioren täglich freien Eintritt in die städtischen Kulturinstitute haben.
Jungbluth: Ich hätte mir persönlich gewünscht, dass Senioren wie in anderen Ländern täglich einen Rabatt beim Eintritt bekommen. Doch was nicht ist, kann ja noch werden. Nun gibt es ja sonntags in den städtischen Häusern freien Eintritt. Jetzt sollten in den Häusern noch mehr Sitzmöglichkeiten geschaffen und Rollatoren verliehen werden.
Die Beteiligung zur Wahl des Seniorenrats 2014 lag bei unter 25 Prozent. Ist eine Steigerung möglich?
Jungbluth: Auf jeden Fall. Die Wahlbriefe können zum ersten Mal portofrei zurückgeschickt werden. Je höher die Wahlbeteiligung ausfällt, desto besser ist das für die Anerkennung des neuen Seniorenrates.