Düsseldorf-Unterbilk/Friedrichstadt Sie stehen Flüchtlingen zur Seite

Eine Privatinitiative kümmert sich um die Integration vieler Menschen.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Weihnachten 2008 fing alles an. Da besuchten ein paar Frauen und Männer der Initiative 55 plus der evangelischen Friedenskirchen-Gemeinde die Weihnachtsfeier in einem Flüchtlingsheim in Rath. „Danach stand fest, dass wir uns ebenfalls um Flüchtlinge kümmern wollen“, erzählt Marie-Luise Winkelmann.

Doch die Gruppe wollte in Unterbilk oder Friedrichstadt aktiv werden. So informierte man sich regelmäßig bei der Diakonie, wo denn Hilfe gebraucht werde. 2013 dann eröffnete an der Harkortstraße eine Flüchtlingsunterkunft für Familien. Zu Weihnachten desselben Jahres ging die resolute Gruppe schließlich zur Unterkunft, brachte kleine Päckchen mit. Die ersten Kontakte waren geknüpft. Der „Freundeskreis Harkortstraße“ ist gegründet.

Fortan boten die Ehrenamtler Spielgruppen für Kinder an, lernten mit den Müttern Deutsch und halfen den Jugendlichen bei den Hausaufgaben. „Wir haben Ausflüge auf den Weihnachtsmarkt oder in den Florapark unternommen, aber es sind auch viele Einzelkontakte entstanden“, berichtet Hannelore Withöft. Neben den festen Angeboten in der Harkortstraße begleiten die gut 20 Freundeskreis-Aktiven die Flüchtlinge zu Behörden, in die Uni-Sprechstunde und sogar in den Kreißsaal des EVK.

Einmal im Monat dienstags tauschen sich die Frauen und Männer über ihre Arbeit aus. Beim letzten Treffen im Gemeindehaus an der Florastraße hat Roswitha Lungwitz schlechte Nachrichten. Sie hatte sich zuletzt um eine albanische Familie gekümmert, die ist nun nicht mehr da. „Die Familie ist zu uns gekommen, weil sie eine behinderte zehnjährige Tochter hat, der in der Heimat nicht geholfen wird, weil sie dort keine Schule besuchen darf“, erklärt Lungwitz. In Düsseldorf habe das Kind, das zunächst nicht gesprochen habe, acht Monate eine Sonderschule besucht, sei ärztlich behandelt worden. Im Sommer sei dann die dritte Tochter der Familie in Düsseldorf geboren worden, der Vater, der rasant Deutsch gelernt habe, arbeitete als Ein-Euro-Jobber in einer Flüchtlingsunterkunft. Die mittlere Tochter war sehr gut in einer Kita integriert. Doch dann sollte die Familie vor drei Wochen abgeschoben werden. „Die Behinderung der Tochter ist kein Asylgrund“, stellt Roswitha Lungwitz nüchtern fest.

Sie begleitete die Familie fast 20 Mal zur Ausländerbehörde. „Doch dort hat sich der Ton zuletzt sehr verschärft.“ Da die Eltern insbesondere der mittleren Tochter eine plötzliche Abschiebung von der Kita heraus ersparen wollten, entschieden sie sich zur freiwilligen Ausreise. Inzwischen hat Lungwitz mehrfach mit dem Vater telefoniert und meint: „Die behinderte Tochter hätte bei uns bessere Chancen, die anderen vier werden wohl auf die Beine kommen.“

„Aber wir haben auch Erfolgsstorys“, sagt Elisabeth Dopheide. Eine ältere Dame der Gruppe hat jetzt einer jungen Frau aus Bangladesh in ihrem Haus ein Appartement zur Verfügung gestellt. „Die zwei verstehen sich gut, sie unterstützen sich und die junge Frau kann nun an der Uni studieren“, berichtet Dopheide.

Da das Haus in der Harkortstraße geschlossen wurde, sind die Ehrenamtler nun in einer Unterkunft für Männer an der Oberbilker Allee aktiv. Das sei schwieriger als mit den Familien. Bei der Weihnachtsfeier gerade habe man aber einmal mehr erfahren, wie wichtig es den Flüchtlingen ist, sich mit anderen auszutauschen.

Auch an der Oberbilker Allee bietet die Gruppe ein Sprachcafé an, fördert manche Flüchtlinge sogar im Einzelunterricht. „Wir möchten ihnen eine Perspektive und das Gefühl geben: Ihr seid uns nicht egal“, erklärt Dopheide ihre Motivation.