Düsseldorfer Weihnachten Weihnachten in der Patchworkfamilie

Die Unterrather Familie, bestehend aus Papa Stephan Hane, seinen zwei Ex-Partnerinnen und seinen drei Töchtern, hat 2005 das letzte Mal gemeinsam Weihnachten gefeiert. Jetzt wollen sie einen neuen Versuch starten.

Foto: JM

Düsseldorf. Ein helles Frauenlachen hallt durch die Unterrather Zweizimmerwohnung. Mutter Birgit ist im Türrahmen erschienen und wird herzlich begrüßt. Tochter Larissa, die in Dortmund wohnt, bekommt — etwas verspätet — einen Nikolausstrumpf in die Hand gedrückt und quietscht vergnügt. Es riecht nach Vanille-Duftkerzen und Tannengrün, der Weihnachtsbaum ist geschmückt. Den hat Papa Stephan Hane am Morgen mit seiner ältesten Tochter Nathalie gekauft, den Stamm zurechtgesägt und in den Ständer gehievt. Und schon bricht eine Debatte über die Stabilität des Baumes aus. Als hätte es Papa Stephan geahnt: Die Frotzelei kommt von seinen beiden Exfrauen. „Der steht perfekt“, brummt der 57-Jährige und lächelt zufrieden.

Er genießt es sichtlich, einige Tage vor Heiligabend zwischen seinen Frauen zu sitzen. „Die Hälfte von uns ist ja noch jung und knackig“, sagt die Jüngste und lacht. „Das ist übrigens unsere Frechste“, kontert Mutter Birgit Firmenich. Spätestens jetzt hätte man gerne ein Diagramm, das die Zusammensetzung der Patchworkfamilie verdeutlicht.

Vor rund 30 Jahren kam Stephan Hane mit Britta Wegner zusammen. Noch vor der Geburt von Tochter Nathalie trennten sich die Eltern. „Ich kenne Mama und Papa gar nicht als Paar“, sagt die 29-Jährige. Für sie haben sich die Eltern immer bemüht, ein freundschaftliches Verhältnis zueinander zu pflegen. „Dass eine Trennung nicht immer harmonisch abläuft, ist klar. Aber an Nathalie haben wir das nie herankommen lassen“, sagt Britta Wegner (54). „Die ersten Jahre nach der Trennung sind wir sogar gemeinsam in den Urlaub gefahren, damit Nathalie Mama und Papa um sich herum hatte.“

Als Nathalie etwa zwei Jahre alt war, lernte ihr Vater Birgit Firmenich kennen. Die beiden heirateten, bekamen zwei Töchter, erst die heute 24-jährige Larissa, dann Alina (22). „Ich habe mich total gefreut, Schwestern zu haben“, sagt Nathalie. Von „Halbschwestern“ oder gar „Stiefschwestern“ sei nie die Rede gewesen. „Das waren Nathalies Schwestern. Und die Mädchen haben sich geliebt und gestritten wie Schwestern“, sagt Stephan Hane.

Auch die Beziehung zwischen Hane und Firmenich zerbrach. 1996 ließen sie sich scheiden. „Auch wenn ich innerlich oft geflucht habe, man trennt sich ja nicht ohne Grund, habe ich den Mädchen nie ihren Vater schlecht geredet“, sagt sie. Sie verurteilt es, wenn Erwachsene Kinder als Werkzeug benutzen, um an ihrem Partner Rache zu üben.

Die Tatsache, dass heute, rund 30 Jahre nach der ersten Trennung, alle Mitglieder der Patchworkfamilie auf einem Sofa sitzen, über die Familiengeschichte sprechen, sich dabei in die Augen sehen und immer wieder in Gelächter ausbrechen, ist der beste Beweis dafür, dass dieser Vorsatz erfolgreich umgesetzt wurde. Dennoch fällt der 29-jährigen Nathalie auf: „Wir haben schon lange nicht mehr alle so zusammengesessen.“

Bis 2005 hatte die komplette Patchworkfamilie den ersten Weihnachtstag bei Papa Stephans Mutter „Oma Ida“ gefeiert. „Das war der schönste Tag im Jahr“, sagt Larissa. „Oma Ida war einfach die Beste. Ihr war es egal, dass Papa nicht mehr mit unserer Mama und Nathalies Mama zusammen war“, ergänzt Alina. „Sie hat uns alle an einen Tisch gebracht. Vielleicht wäre unsere Familie ohne sie zerbrochen“, sagt Birgit. Plötzlich ist die sonst so vorlaute Truppe ganz still. Oma Ida ist Anfang 2007 gestorben. „Wir vermissen sie alle sehr“, sagt Stephan Hane.

Seit diesem letzten Weihnachtsfest 2005 bei Oma Ida hat die Patchworkfamilie nicht mehr zusammen gefeiert. Am 24. Dezember sind nach wie vor alle Töchter bei ihren Müttern, am ersten Weihnachtstag ist Papa-Tag. „Das hat sich einfach so ergeben nach dem Tod von Oma Ida“, sagt Birgit Firmenich. Wenn die Töchter bei ihrem Papa sind, haben die Mütter Zeit für sich. „Ich finde es blöd, dass ich Nathalies Mama an Weihnachten gar nicht mehr sehe“, sagt Alina. „Wir könnten uns doch alle am ersten Weihnachtstag bei Nathi treffen“, schlägt sie vor.

Und nach mehr als zehn Jahren feilt die chaotisch-sympathische Patchworkfamilie wieder an einem Plan für ein gemeinsames Weihnachten.