Skulptur am Rhein soll brennen

An der Apollowiese bauen Keramiker eine Feuerskulptur. Gäste sind willkommen: Sie dürfen zuschauen, wie die Kunst entsteht.

Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Am Mannesmannufer in Höhe des KIT grüßt ein Großprojekt der Quadriennale: Es wächst ein Tontempel von Nina Hole empor. Noch ist er mit einem Gerüst umgeben und mit Planen vor Wind und Wetter geschützt. Unter dem Dach werkeln mehrere Keramiker, Fachleute der Künstlerin und Ehrenamtliche aus dem Hetjens-Museum.

Wenn alles gutgeht und die Skulptur auf eine Höhe von dreieinhalb Metern gewachsen ist, wird Feuer gesetzt. Dann soll aus einer Tonskulptur eine Feuerskulptur werden. Vom 26. bis 28. Juni wird gebrannt. Am letzten Tag werden alle Dämmplatten und Planen entfernt. Es soll ein nächtliches Spektakel werden.

Es gibt zwei Eigenarten an dieser Aktion. Die erste ist, dass diese Riesenskulptur der bekannten dänischen Künstlerin zugleich ihr eigener Ofen ist. Deshalb muss sie in einer Doppelwandstruktur errichtet werden.

Die zweite Besonderheit ist, dass die Passanten am Rheinufer herzlich eingeladen sind, am Entstehungsprozess des Kunstwerks teilzunehmen. Sie müssen nur über eine Treppe aus Holzpaneelen steigen, um die kleine Mauer am Rheinufer zu überwinden. Dann stehen sie im Innern des Arbeitsplatzes.

Wir taten es. Nach uns kam ein Fahrradfahrer ins Innere. Andere liefen über die Wiesen und schoben die Sperrgitter beiseite. Auch das ist erlaubt. Die übrigen Spaziergänger blieben respektvoll davor stehen.

Uns begrüßte Pini Libsa, eine Keramikerin, die früher einen Lehrauftrag an der Fachhochschule hatte und die dortige Keramikwerkstatt bis zu deren Einsparung im Jahr 2006 leitete. Sie schiebt vor uns den Ton, der als Stapel von 3,5 Tonnen am Rand liegt, in eine Plattenpresse.

Am Nachbartisch steht Livia Wachsmuth, Keramikerin aus Köln und freiwillige Helferin. Sie schneidet mit einem Metallspachtel die Platten zu Ziegelformen. Und die Abiturientin Cäcilia Begeré, die gerade einen Keramikkurs im Hetjens-Museum absolviert, turnt auf dem Boden und auf dem Gerüst herum. „Es ist spannend, bei der Entstehung eines Kunstwerks zuzuschauen“, sagt sie. Bei Bedarf übersetzt sie die Fragen der Düsseldorfer ins Englische.

Denn die Profis am Tonturm sind die Mexikanerin Renata Cassiano und der Amerikaner Craig Hartenberger. Beide sind Assistenten von Nina Hole, die sich nicht blicken lässt, weil sie seit Wochen krank im Bett liegt. Die beiden Profis kennen die Arbeit seit langem, schließlich wird die Düsseldorfer Feuerskulptur die Nummer 25 sein.

Die Profis erklären: „Als Erstes wird der Sockel aus Schamottbausteinen mit vier Feueröffnungen gebaut. Denn sobald das Feuer angezündet wird, muss es gleichmäßig brennen. Aber jetzt ist es noch nicht so weit. Wir müssen den Turm noch um anderthalb Meter wachsen lassen.“

Das Feuer kommt zuletzt, bis die Skulptur 1100 Grad im Innern hat. Dabei wird sie mit Fasermatten ummantelt, damit die Wärme erhalten bleibt. Sobald die Temperatur ihren Höchststand erreicht hat, also am 28. Juni, fallen alle Hüllen, so dass das Feuer lichterloh aus allen Schlitzen kommen kann. Dann wird aus der Tonskulptur eine Feuerskulptur. Und der weiche Ton wird zu Stein.

Sobald es erkaltet ist, kommt das Kunstwerk ins Keramion nach Frechen, denn Düsseldorf hat keinen Platz dafür. Der Turm ist nicht wetterbeständig, so dass er nicht im Freien bleibt.