Neuer Mobilfunk in Düsseldorf 5G erreicht längst nicht alle

Düsseldorf · Nur bestimmte 5G-Antennen ermöglichen deutlich mehr Tempo im Mobilfunknetz. Wie weit die Netzbetreiber in Düsseldorf sind.

5G in einer Litfaßsäule präsentierten im Oktober an der Roßstraße (v.l.) Kai Ilg (Ilg Außenwerbung), Torben Beisch (Netzgesellschaft), Gerhard Mack (Vodafone), Oberbürgermeister Stephan Keller und Frank Schrader (Düsseldorf Marketing).

Foto: Anne Orthen (orth)/Anne Orthen (ort)

5G ist nicht gleich 5G. Das erleben Nutzer des neuen Mobilfunkstandards je nach Standort in der Stadt immer wieder mal. Obwohl das entsprechende Symbol am oberen Ende des Smartphonedisplays erscheint, ist eher selten ein deutlicher Geschwindigkeitsschub im Internet zu spüren, etwa bei einem Download oder beim Surfen durch ein Soziales Netzwerk. Ein Grund dafür ist, dass nach wie vor nur ein kleinerer Teil der von den Netzbetreibern installierten Antennen in Düsseldorf den Turbo mit Daten-Übertragungsraten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde ermöglicht, wie eine Abfrage bei den Unternehmen zeigt.

Dieser Wert ist zurzeit nur zu erreichen, wenn eine Antenne mit einer hohen Frequenz von 3,5 oder 3,6 Gigahertz funkt. Das ist bislang allerdings noch nicht so oft der Fall in der Stadt. Nach den Angaben der Anbieter ist die aktuelle Lage wie folgt: Die Telekom ermöglicht den Topspeed an 46 Standorten, wogegen an 182 Stellen auf niedrigeren Frequenzen mit 2,1 Gigahertz 5G gefunkt wird. Laut Telekom sind aber auch hier Geschwindigkeiten von bis 600 Megabit pro Sekunde zu erreichen, aber auch nicht viel mehr als LTE-Tempo ist möglich. Der Konkurrent Vodafone hängt etwas hinterher. Von den insgesamt 305 Mobilfunkstationen in Düsseldorf bieten bislang 111 den Standard 5G und davon nur 26 die hohe Frequenz und damit deutlich mehr Tempo als mit LTE (4G).

Der Überraschungssieger in diesem Vergleich ist übrigens O2, wenn auch nur auf dem Papier. Zwar gibt es bislang schon 90 5G-Antennen, die alle die Frequenz 3,6 Gigahertz bieten, doch mehr als 500 Megabit pro Sekunde lässt das Unternehmen noch nicht bei den Nutzern ankommen. Zudem sind das alle 5G-Antennen in Düsseldorf. Die Abdeckung mit diesem neusten Standard ist also bei den anderen beiden Anbietern deutlich besser, zumal die Antennen mit hohen Frequenzen eine deutlich geringere Reichweite haben und schon bei einigen hundert Metern Abstand weniger Leistung bieten. 1und1 trifft auf Anfrage noch keine konkrete Aussage darüber, wie der Aufbau des eigenen Mobilfunknetzes in Düsseldorf ablaufen soll.

Zum weiteren Vorgehen machen die Unternehmen unterschiedlich genaue Angaben. Am konkretesten wird Vodafone, vor allem im Hinblick auf ein neues Projekt. So will das Unternehmen Litfaßsäulen als Standorte nutzen, um den Ausbau von 5G-Antennen mit hoher Frequenz zu forcieren. Ein Vorteil: Die Reichweite wird gegenüber den verbreiteten Standorten auf Dächern verbessert. Im Oktober war die Technik in der ersten umgerüsteten Litfaßsäule bei einem Pressetermin mit der Stadt an der Roßstraße ans Netz gegangen, und das neue Vorgehen für 150 weitere Säulen angekündigt worden. Jetzt teilt Vodafone mit, dass bis Ende März mehr als 50 Litfaßsäulen für den Betrieb vorbereitet werden und dann nach und nach bis zum Spätsommer ihren Dienst aufnehmen sollen. Weitere 100 sollen das bis zum Frühjahr 2023 tun. Bis heute ist allerdings keine weitere Litfaßsäule zum aktiven Antennen-Standort für 5G geworden.

Bis Mitte des Jahres will Vodafone zudem 32 weitere 5G-Projekte realisieren. Zur einen Hälfte, um neue Gebiete abzudecken, zur anderen Hälfte, um die bereits vorhandenen Kapazitäten des 5G-Netzes auszubauen. In einigen Fällen sollen laut Sprecher Volker Petendorf auch Antennen mit hoher Frequenz installiert werden.

Telekom will bis 2025 90 Prozent der Fläche mit 5G versorgen

Für die Telekom dagegen heißt es von Unternehmenssprecher George-Stephen McKinney zu den weiteren Plänen für die Landeshauptstadt: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zum geplanten Ausbau in Düsseldorf keine detaillierten Angaben machen, es handelt sich um wettbewerbsrelevante Informationen.“ Grundsätzlich gelte bundesweit, dass bereits heute 90 Prozent der Bevölkerung versorgt seien. „Bis 2025 werden wir 99 Prozent der Bevölkerung und 90 Prozent der Fläche mit 5G versorgen.“

Auch O2 gibt das Zieljahr 2025 für eine nahezu volle Abdeckung aus. Noch gibt es Nachholbedarf, da man aktuell bundesweit erst bei 30 Prozent sei, Ende des Jahres 50 Prozent erreicht haben will. Zu Düsseldorf macht das Unternehmen keine genaueren Angaben.

Petendorf gibt für Vodafone immerhin das Ziel aus, dass bis 2025 die gesamte Bevölkerung in Düsseldorf mit schnellerem 5G versorgt werden soll. „Das wird für die Smart-City nötig sein, in der etwa Autos wie in Echtzeit Informationen austauschen sollen.“ Was damit einhergeht, ist die Entwicklung von „5G Standalone“. Das heißt, das 5G-Netz soll vom LTE-Kernnetz unabhängig aufgebaut werden, was etwa Vodafone und Telekom aktuell vorantreiben. Noch kürzere Reaktionszeiten und das Aufteilen des Netzes für unterschiedliche Nutzungen sollen ermöglicht werden.

Neueinsteiger 1und1 und dessen Kunden werden noch etwas mehr Geduld mitbringen müssen. Eine Sprecherin sagt, dass bis Ende 2025 25 Prozent und bis Ende 2030 50 Prozent der Haushalte in Deutschland abgedeckt werden sollen. Zudem „werden wir auch zeitnah über die konkreten Ausbaupläne in den verschiedenen Regionen und Städten berichten“.