Sommer Sommerbilanz: Ulla und Yvonne heizten auch den Düsseldorfern ein

Düsseldorf · Der meteorologische Sommer ist vorbei: Es gab Bäume mit Sonnenbrand, wenig Regen und einen neuen Rekord.

Mit Wassersäcken hatte die Stadt versucht, den unter der Hitze leidenden Bäumen zu helfen.

Foto: dpa/Martin Gerten

Wissen Sie noch, was Sie am 25. Juli 2019 gemacht haben? Ein Donnerstag – also vielleicht den ganzen Tag im Büro gearbeitet? Oder zu Hause versucht, mit Lüften und Nicht-Lüften die große Hitze draußen zu halten? Vielleicht ein kühles Bad im Schwimmbad, Badesee oder Planschbecken genommen? Oder einen Riesen-Eisbecher verdrückt?

Der 25. Juli war der heißeste Tag in diesem Jahr. Und mit 40,7 Grad Celsius auch der heißeste seit der Wetteraufzeichnung am Düsseldorfer Flughafen, den Rekord hielt bislang der 8. August 2003 mit 38,5 Grad. Am Flughafen werden seit 1970 Wetterdaten gesammelt. Und auch für dieses Jahr gibt es dort einige interessante Daten abzulesen. Nun, wo der meteorologische Sommer vorbei ist, lohnt es sich, Bilanz zu ziehen.

Vor allem die Hochs „Ulla“ im Juni und „Yvonne“ im Juli brachten insgesamt warme Temperaturen. Die Mitteltemperatur im nun vergangenen Sommer lag bei 20,3 Grad. Damit landet der Sommer 2019 auf Platz drei – davor liegen das Jahr 2018 mit 20,5 und das Jahr 2003 mit 20,4 Grad im Mittel. Vergleicht man die Mitteltemperatur mit den langjährigen Mittelwerten, werde es besonders beeindruckend, sagt Thomas Kesseler-Lauterkorn, Diplom-Meteorologe und stellvertretender Leiter des Klimabüros Essen des Deutschen Wetterdienstes, der auch die Daten für Düsseldorf im Auge behält. Im Bezugszeitraum 1981 bis 2010 lag die Mitteltemperatur im Sommer bei nur 18,2 Grad. Der Anstieg ist also deutlich. Das gleiche gilt für die Sonnenstunden. 750 waren das 2019 – im Mittel über den langen Zeitraum waren es 591.

Auch trocken war der diesjährige Sommer, wenn auch nicht so sehr wie der vergangene. 126,5 Millimeter Niederschlag fielen in den diesjährigen Sommermonaten (2018 waren es 100,2) – der aktuelle Rekord. Seit 1970 ist 2019 demnach der sechsttrockenste Sommer. Auch hier macht der langjährige Vergleich deutlich, wie trocken es in diesem Jahr trotzdem war. Das Mittel im Zeitraum 1981 bis 2010 lag bei 221 Millimeter. Will heißen: Auch wenn 2019 nicht in der Spitze liegt, so hat es doch wesentlich weniger geregnet, als das in früheren Jahren üblich war.

Und das macht sich an vielen Stellen bemerkbar. Vor allem die Bäume in Düsseldorf haben stark unter der Hitze gelitten. Besonders auch deshalb, weil es schon 2018 trockener war, als es den Pflanzen gut tut. „Die Wasserdefizite des Dürresommers 2018 konnten nicht ausgeglichen werden“, heißt es vom Gartenamt. Kurze Schauer reichten nicht aus. Um das Defizit auszugleichen, müsste es wochenlang durchregnen. Deshalb musste auch in diesem Jahr nachgeholfen werden. Mehr als 3000 Bäume, Sträucher und Stauden wurden von den Gärtner und mit Unterstützung der Feuerwehr und des Stadtentwässerungsbetriebes gegossen.

Auch die Düsseldorfer Bürger hätten tatkräftig mitgeholfen, die Bäume vor der eigenen Haustür mit Wasser zu versorgen, außerdem hat das Gartenamt Wassersäcke zur Verfügung gestellt, die über fünf bis neun Stunden 60 Liter Wasser an die Bäume abgeben, die sie umschlingen. Und trotzdem haben die Bäume gelitten. Durch die Trockenheit seien viele Bäume „gestresst“ und dadurch anfälliger für Schädlinge und Krankheiten, wie die Rußrindenkrankheit beim Bergahorn oder Eichenprozessionsspinner bei Eichen. Ältere Rotbuchen zeigten auch Sonnenbrandschäden – die Rinde platzt ab und der Baum ist geschwächt.

Beim Rheinpegel hat sich die Trockenheit in diesem Jahr allerdings nicht so sehr bemerkbar gemacht wie im letzten. 2018 gab es den absoluten Niedrig-Rekord von 23 Zentimetern. So tief stand der Rhein in diesem Jahr bei weitem nicht. Das liegt daran, dass es insbesondere im Süddeutschen Raum häufiger geregnet hat. „Dort werden Nebenflüsse gespeist, die in den Rhein münden“, heißt es vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW. Allerdings wurde der letztjährige Negativ-Rekord auch erst im Oktober aufgestellt.

Trocken blieb es bei den Düsseldorfern zu Hause allerdings nicht. Laut Stadtwerke-Sprecher René Schleucher macht sich das warme Wetter auch beim Wasserverbrauch bemerkbar. Fließen an einem normalen Tag etwa 150 000 Kubikmeter Wasser aus den Hähnen der Düsseldorfer, waren es bei extremer Hitze mehr als 200 000 – die kühlende Dusche oder die Pflanzen im Garten und auf dem Balkon sind wohl dafür verantwortlich. Auch beim Strom zeigt sich an solchen Tagen ein Anstieg des Verbrauchs von fünf bis zehn Prozent. „Grund sind vor allem Klimaanlagen in den Privathaushalten“, sagt der Sprecher. Die Kapazitäten seien aber auch auf solche Mengen ausgelegt. Warm wird das Wasser in den Leitungen übrigens nicht – die seien meist tief genug unter der Erde oder haben genügend Durchlauf, sodass sich die Hitze dort nicht bemerkbar macht.

Kalt geduscht, gut klimatisiert, da fehlte den Düsseldorfern in diesem Sommer nur noch etwas Kühles zu essen. Natürlich machen sich die heißen Tage bemerkbar, heißt es etwa aus der Eisdiele Belluno an der Helmholtzstraße. „Allerdings merken wir das im Frühling mehr als im Sommer.“ Ist es erstmal heiß, macht es für die Eisesser wohl keinen Unterschied, ob es 32 oder 41 Grad sind. Beim kühlen Bier aber wohl schon. „Wenn es so heiß ist, hält sich bei uns die Trinkfreude eher in Grenzen“, sagt Uerige-Baas Michael Schnitzler. Zumindest was alkoholische Getränke angeht. Da greifen die Gäste eher weniger oder erst später am Abend zu. Doch auch wenn er jetzt noch keine genaue Bilanz ziehen kann und will: „Beschweren können wir uns nicht.“

Gespannt darf man nun sein, wie der nächste Sommer wird. Denn nicht nur der 25. Juli ist ein Sommerrekord. „So einen Doppelschlag zweier solcher Rekordsommer wie 2018/2019 gab es noch nie“, sagt Thomas Kesseler-Lauterkorn vom Wetterdienst. Vielleicht muss man sich also auf weitere Hitzewellen und Temperaturrekorde in den nächsten Jahren einstellen. Die Stadt etwa pflanzt schon „Zukunftsbäume“ – also solche, die auch mit den klimatischen Veränderungen besser zurechtkommen.