Düsseldorf Sommerreportage: „Wir machen hier einen Tag Urlaub“
Sonne satt, fast 28 Grad warm, ein leichter Wind: Sonntag war ein perfekter Sommertag. Die WZ sah sich einige Hotspots an.
Düsseldorf. Monikas Gesichtsausdruck signalisiert trotz der Hitze vollkommene Zufriedenheit. Im Schatten hat es sich die 56-Jährige am Sonntag bequem gemacht, der Rhein ist keine fünf Meter entfernt. Sie liegt auf dem Bauch und löst gemeinsam mit ihrem Begleiter Hartmut ein Kreuzworträtsel, eine bunte Decke im feinen Sand ist an diesem Sommertag ihr Quartier. „Hier ist es fast wie am Meer, wir machen einen Tag Urlaub“, sagt Monika und strahlt.
Seit 20 Jahren kommt sie an den Paradiesstrand an der Bremer Straße unweit des Kraftwerks an der Lausward. „Ich war schon im Wasser“, erzählt sie vergnügt, während auf dem Rhein die MS Erlenhof gemächlich gegen die Strömung tuckert. Es riecht nach Sonnenöl und fühlt sich nach Ferien an und dank Hoch Alex endlich auch nach richtigem Sommer. Wenige Meter weiter plagt sich Dalmatiner-Hündin Eny im Rhein paddelnd mit einem fast anderthalb Meter langen, armdicken Ast ab und geht dabei fast unter. „Das Teil ist doch ein bisschen groß“, murmelt Enys Herrchen Patrick besorgt am Ufer, bevor er kurzentschlossen ins Wasser läuft, um den Ehrgeiz der Hündin zu bremsen.
Von nebenan ist leise Chillout-Musik zu hören; wer kurz die Augen schließt, kann annehmen, er befinde sich im Café del Mar in der Bucht Cala des Moro auf Ibiza. Diesen Eindruck fördern auch die Jongleure und Volleyballspieler, die für den musikalischen Wohlklang am Paradiesstrand sorgen. „Wir sind immer hier, sobald es mindestens 18 Grad sind“, sagt Jongleur Nick und ein Blick auf seinen gebräunten Oberkörper bestätigt das. „Der Sandstrand, die Wellen des Rheins und das Rauschen der Blätter geben mir ein Sommergefühl“, meint der 50-Jährige.
In der Nähe hat sich ein Mann mit mehreren Bierflaschen in den Schatten eines Baumes zurückgezogen, ein anderer sitzt splitternackt auf einem kleinen Handtuch im Sand. Leben und leben lassen mitten in der Stadt.
Auch im Volksgarten herrscht Hochsommer-Hochbetrieb. Es scheint, als ob sich alle zum Grillen verabredet hätten, der Geruch von gebratenem Fleisch und Fisch mischt sich mit dem süßen Duft der blühenden Kastanienbäume. Andrej ist auf der Krim geboren, er und Shiyar aus Syrien bereiten gemeinsam für die insgesamt zehn Mitschüler aus dem Deutschkurs das Fleisch zu. Alle sind schon länger in der Bundesrepublik, entsprechend gut sind ihre Sprachkenntnisse. Insgesamt fünf farbenfrohe Decken dienen als Lagerstatt auf der Wiese im Volksgarten.
Zwei Männer spielen Backgammon, Andrejs Frau Polina zieht an einer arabischen Wasserpfeife. Aus Rumänien, Syrien, Weißrussland und der Ukraine kommen die Frauen und Männer. „Kriegsgebiete united“, sagt Andrej lachend, während er auf dem Grill die Hühnerschenkel und das Putenschaschlik wendet. Shiyar aus Aleppo facht die Glut mit einem Plastikdeckel an und schwitzt dabei wie ein Langstreckenläufer. Bier und Whiskey gibt es auch. „Der Ramadan ist ja vorbei“, scherzt ein Syrer augenzwinkernd.
Unter einer kanadischen Eiche haben es sich rund 30 Personen einer Capoeira-Schule aus Derendorf bequem gemacht. Roberlei, der muskulöse Leiter der Kurse, kommt aus Brasilien und berichtet stolz, wie international die Picknickgruppe im Volksgarten ist. „Sie kommen aus Nigeria, Portugal, Italien, Spanien, Gambia, Brasilien und Deutschland“, zählt er auf. Dann nimmt der 34-Jährige einen Berimbau, ein Saiteninstrument aus seiner Heimat, und augenblicklich tun es ihm die anderen nach. Zwei Jungen tanzen, die abwechselnd tiefen, schnarrenden und hohen Töne klingen ungewohnt in europäischen Ohren.
Rund drei Kilometer Luftlinie entfernt ist der Wasserspielplatz in der Parkanlage entlang der Volmerswerther Straße in Bilk die Attraktion. Und nicht nur für die Kinder, die sich johlend zwischen den Wasserfontänen und Duschen abkühlen. Auch viele Väter haben sichtlich Spaß mit den Wasserpistolen, ein Mittdreißiger füllt an einem Hahn vergnügt Wasser in Luftballons, die dann platschend am Rücken Ahnungsloser zerbersten. Auch das ist Sommer.
Dicke, weiße Wolken schieben sich bisweilen vor die Sonne und es murrt niemand. Ole ist vier Jahre alt und genießt sein Eis, während sein Vater Ben erklärt, warum es gerade hier so schön ist: „Hier gibt es Wasser, Schatten, einen Spielplatz und eine Bude mit Essen und Getränken und wir sind schnell mit dem Fahrrad wieder in der Stadt.“
Etwas abseits spielen Melanie und Christopher in der Hitze ehrgeizig Federball. „Wir wohnen direkt nebenan und haben keinen Garten“, sagt der 29-Jährige und erklärt, warum die beiden sich so schinden: „Wir wollen abnehmen, da bietet sich Sport schon an“, sagt er und hechtet einem weiteren Zuspiel seiner Partnerin hinterher.