SPD-Chef Andreas Rimkus: „Stadt wird unter Wert regiert“
Düsseldorf. SPD-Chef Andreas Rimkus, seit gut 100 Tagen im Amt, über Stärken und Defizite Düsseldorfs, das Gift in seiner Partei und die Aussichten auf einen Wahlsieg.
Herr Rimkus, warum sollen die Leute in Düsseldorf eigentlich noch SPD wählen?
Rimkus: Weil wir eine Vision von der Stadt haben, in der wir in zehn oder 20 Jahren leben wollen. Mit genug preiswertem Wohnraum, genug guten, auskömmlichen Arbeitsplätzen und modernen Mobilitätskonzepten, also vor allem einem starken ÖPNV-System. Das ist das entscheidende Dreieck der Zukunft: Wohnen-Arbeiten-Mobilität.
Klingt alles nett. Aber Düsseldorf geht es doch blendend, seit Schwarz-Gelb 1999 das Ruder übernommen hat. Selbst der Sozialetat wurde noch ausgebaut, gekürzt dagegen fast nichts.
Rimkus: Zunächst muss ich mal betonen, dass ich froh bin, dass Düsseldorf so eine starke, prosperierende Stadt ist. Als Düsseldorfer wünsche ich mir doch keine großen Krisen, abgesehen davon, dass Opposition in einer armen Stadt nicht leichter wird. Und dann ist es doch so, dass wir als Opposition viel dazu beigetragen haben, dass etwa die Schulen so saniert oder die Kita-Plätze ausgebaut und kostenlos angeboten wurden. Das waren SPD-Forderungen, da zeigt sich auch unsere Handschrift.
Ach ja? Uns scheint eher, dass die SPD nur fordert, überall mehr Geld auszugeben, notfalls auf Kosten der Schuldenfreiheit der Stadt.
Rimkus: Das ist Unsinn. CDU und FDP gefährden die Schuldenfreiheit durch teure Prestigeprojekte wie den Kö-Bogen, die keinen echten Mehrwert bringen. Ich vermisse einen strategischen Vermögensaufbau. Und da müssen wir auch als Stadt besonders im Wohnungsbau aktiver werden, so wie es Hamburg, Köln oder Frankfurt vormachen. Denn wir brauchen mehr Wohnungen, zudem sind das rentierliche Investitionen, weil Wohnraum in Düsseldorf in Zukunft an Wert gewinnen wird. Mit Schuldenmacherei hat das nichts zu tun.
Zu Ihnen: Die Partei hat ja geradezu nach einem Rimkus als Integrationsfigur gelechzt. Nur leider sind Sie in der Bevölkerung ein völlig unbeschriebenes Blatt.
Rimkus: Ja, in der SPD kommt, glaube ich, gut an, dass ich unser Programm authentisch und glaubwürdig vertrete. Ich komme wirklich aus einer Arbeiterfamilie, ich weiß wovon ich rede, wenn es um prekäre Verhältnisse geht. Was die öffentliche Wahrnehmung angeht, da brauch ich nicht so viel Anerkennung auf meinem Butterbrot. Ich sehe mich als Teamspieler. Wichtig ist, dass wir wieder eine kollegiale Anerkennungskultur untereinander haben.
Haben Sie denn das Gift, das seit Jahren die Düsseldorfer SPD spaltet und quält, absaugen können?
Rimkus: Sagen wir so: Ich habe ein einfaches Gegengift gespritzt. Wir arbeiten miteinander und auf Augenhöhe. Ich bin mit den ersten 100 Tagen wirklich zufrieden, es war sehr anstrengend, denn wir haben mit etlichen Veranstaltungen Vollgas gegeben. Und der ganze neue Unterbezirksvorstand hat voll mitgezogen.
Ist es nicht etwas unglücklich, dass Sie auf der einen Seite Parteichef, auf der anderen Seite „nur“ ein normales Ratsmitglied sind?
Rimkus: Nein. Ich spiele auch in der Ratsfraktion eine wichtige Rolle, bin Sprecher für Wohnungs- und Jugendpolitik — beides sind große Herausforderungen.
Dann können Sie ja 2014 gegen OB Elbers antreten. Oder reizt Sie ein Jahr zuvor die Bundestagskandidatur mehr?
Rimkus: Mich reizen politische Herausforderungen immer — auf allen Ebenen. Aber bei uns gibt es noch keinen Entscheidungshorizont in Sachen Kandidaturen für die Jahre 2013 und 2014.
Wer käme denn sonst in Frage — Gudrun Hock?
Rimkus: Alle unsere Mandatsträger sind aufgefordert, sich voll einzubringen. Wer dann in die Spitzenfunktion geht, wird man sehen.
Sehen Sie denn überhaupt eine Chance, das Rathaus zurückzugewinnen?
Rimkus: Aber sicher. Eine SPD mit gutem Programm kann in Düsseldorf immer stärkste Fraktion werden. Außerdem haben wir endlich mal keinen Gegenwind vom Bund. Und Elbers ist auch schlagbar. Ich finde, diese Stadt wird unter Wert regiert.