Düsseldorf Mehr Schutzplätze für Frauen, noch keine Zunahme der Gewalt

Düsseldorf · Sorgt die Corona-Quarantäne daheim für mehr Gewalt? Stadt und Frauenberatungsstelle stocken die Kapazitäten vorsorglich auf – auch mit Apartments und Hotelzimmern.

 Häusliche Gewalt hat während der Corona-Krise noch nicht zugenommen.

Häusliche Gewalt hat während der Corona-Krise noch nicht zugenommen.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Fast hatte man den Eindruck, hier werde ein Problem ein Stück weit herbeigeredet. Seit das Gebot für alle, möglichst viel zu Hause zu bleiben, gilt, ist eine mutmaßliche Zunahme von häuslicher Gewalt ein Thema. Zum Glück gibt es allerdings dafür (noch) keinerlei Belege. Nachfragen dieser Zeitung bei der Polizei und bei der Stadt ergaben gleichermaßen die Auskunft: Keine auffällige Entwicklung. Im Gegenteil, erste Zahlen des NRW-Innenministeriums deuten gar  auf einen deutlichen Rückgang der häuslichen Gewalt in der Corona-Krise hin, im März 2019 lag die Zahl der diesbezüglichen Polizeieinsätze demnach um 30 Prozent unter der des Vorjahres.

Trotzdem werden die Warnungen von Experten bei den Sozialverbänden, die häufig von Gewalt bedrohte Familien, meist handelt es sich um Frauen oder Kinder, betreuen, ernst genommen. Und deshalb haben die Stadt und ihre Partner jetzt vorsorglich zusätzliche Akutplätze bei Gewalt gegen Frauen eingerichtet. Auch die Frauenberatungsstelle hat ihr Unterstützungsangebot ausgeweitet. Man habe das gemeinsam organisiert, „weil aufgrund der aktuellen Corona-Entwicklungen absehbar ist, dass weitere Unterbringungskapazitäten erforderlich werden“, sagt Elisabeth Wilfart, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt. Dazu gehörten sowohl die kurzfristige Anmietung von Apartments sowie von  Hotelkapazitäten, teilt Miriam Koch, die Leiterin des Amtes für Migration und Integration, mit. Genau das hatte auch die CDU-Ratsfraktion angesichts der leer stehenden Hotels gefordert. Zunächst konnte so die Kapazität der Frauenschlafstelle „Ariadne“ um 24 Schlafplätze erweitert werden. Die SPD lobte dies als „schnelle und unbürokratische Maßnahme“.


Krisen-Nummern: Die Frauenberatungsstelle berät telefonisch täglich von 10-22 Uhr unter 0211-686 854; der Notruf des Jugendamtes ist montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr zu erreichen: 899 2400; Männer können sich unter 0175-1484 726 an die Diakonie  oder 233 9480  an den SKM wenden.