Kinderbetreuung Immer mehr Geld für Kitas, aber es fehlen Erzieherinnen

Düsseldorf · Jugendhilfe ist jetzt der größte Posten im Etat der Stadt, dennoch fehlen 2000 Kita-Plätze und 200 Erzieherinnen. Nun will die Politik den Beruf attraktiver machen – aber wie?

Die Stadt will Anreize schaffen, um den Beruf der Erzieher(in) attrakativer zu machen.

Foto: dpa/Jens Büttner

Kinder und Jugend: Für keinen anderen Bereich gibt die Stadt im kommenden Jahr so viel Geld aus, betonte Stadtdirektor Burkhard Hintzsche bei der Einbringung des Jugendetats im Fachausschuss. Veranschlagt werden 563 Millionen Euro, 2018 waren es noch über 38 Millionen Euro weniger. Den Löwenanteil verschlingt mit 303 Millionen der Kita-Bereich. Hintzsche: In keinem anderen Arbeitsfeld werden seit Jahren mehr Mittel eingesetzt als hier.“

Und doch kann selbst mit diesem finanziellen Kraftakt die Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen nicht gedeckt werden, aktuell fehlen rund 1900 Plätze in Kitas. Verschärfend hinzu kommt ein Mangel an Erzieherinnen: „Wenn wir den weiteren Kita-Ausbau und die Ersetzung kurz- oder längerfristig ausscheidender Erzieherinnen zusammen nehmen, fehlen uns 2019 rund 200 Kräfte“, sagt Jugendamtsleiter Johannes Horn.

Freie Träger von Kitas fürchten, das Nachsehen zu haben

Was tun? Die CDU beantragte, finanzielle Anreize schon für angehende Erzieherinnen und Erzieher zu schaffen, also auch Schülern und Praktikanten sowie Absolventen eines freiwilligen sozialen Jahres im Kita-Bereich: „Wir müssen bei jungen Menschen mehr werben für diesen wichtigen Beruf“, sagte Florian Tussing, denn: „Vor allem bei den Kleinen unter drei Jahren läuft Düsseldorf dem Bedarf hinterher, daher müssen wir neben den Neubauten von Kitas auch mehr Fachkräfte für die Arbeit in den Einrichtungen gewinnen.“ Außerdem sollten die Betreuer der Auszubildenden und Praktikanten bei der Stadt mit einer Extra-Prämie extra motiviert werden.

Das klingt ungewöhnlicher, als es ist, denn tatsächlich gibt es bei der Stadtverwaltung in anderen Bereichen eine Zulage von 1000 Euro im Jahr.  Prinzipiell bejahten alle Parteien und Verbände im Jugendhilfeausschuss die Notwendigkeit von Anreizen, allerdings tauchten dann  andere Bedenken auf, die den Plan am Ende verwässerten. So fürchten die freien-Kitaträger, dass die Stadt hier wieder mal die Preise verderbe und dass es zu einem „Kannibalisierungs-Wettbewerb“ um die Bewerber komme. Michael Hänsch erinnerte für die katholische Kirche daran, dass die einseitige Besserbezahlung von städtischen Erzieherinnen hochproblematisch gewesen sei. Oliver Scheiber (SPD) sagte, man solle auch über andere Anreize für den Ausbildungsberuf Erzieher nachdenken: „Es muss nicht immer Geld sein, ich denke da auch an günstiges Azubi-Wohnen oder mehr Freizeitausgleich.“

Weitaus radikalere und für die Stadt teurere Anträge stellte erneut die Fraktion der Linke: Abschaffung der Kita-Beiträge auch für die Eltern von Kindern bis drei Jahren (U3). Und: Kostenfreies Mittagessen für alle Kinder in Tageseinrichtungen. Die anderen Parteien lehnten beides ab, auch wenn Paula Elsholz für die Grünen klar einräumte: „Beide Anträge werden zu Recht gestellt. Aber wir müssen erst einmal alle finanzielle Kraft in die Schaffung von genügend Betreuungsplätzen stecken.“