Stadtbücherei hat Rekordausleihe: Julie macht die fünf Millionen voll
Stadtbücherei verzeichnet höchste Ausleihzahlen. Zwölfjährige Leseratte erhält ein Geschenk.
Düsseldorf. Knapp 500 Seiten dick ist der Fantasy-Schmöker „Göttlich verdammt“. Die zwölfjährige Julie Planchamp hat gerade einmal drei Tage gebraucht, um die Geschichte über das Mädchen Helen und den Halbgott Lucas zu lesen — für die Gerresheimer Siebtklässlerin Durchschnittszeit. „Das war ja auch spannend. Zwei bis drei Bücher lese ich in einer Woche. Zu Hause habe ich zwei Stapel von Büchern liegen, die ich noch lesen will“, sagt Julie. Ihre Favoriten: Fantasygeschichten, Krimis, historische Romane.
Um sich mit immer neuen Titeln zu versorgen, kommt sie mindestens einmal in der Woche in die Zentralbibliothek am Hauptbahnhof. „In den Ferien bin ich fast jeden zweiten Tag da“, sagt Julie und lächelt. Ein bisschen Glück gehörte dennoch dazu, als sie vor wenigen Tagen einen Anruf erhielt. Denn mit „Göttlich verdammt“ war am 29. Dezember das 5 000 000. Medium im vergangenen Jahr ausgeliehen worden.
Zu dem Anlass gab es am Donnerstag ein Präsent von Büchereidirektor Norbert Kamp: Julie nahm einen Sitzhocker aus Pappe mit Buchaufdruck entgegen. „Wir haben 2011 zum ersten Mal die 5-Millionen-Marke geknackt“, freut sich Kamp, der Julie bereits vom Sehen kennt. „Sie ist eine unserer intensivsten Nutzerinnen.“ Der Grund für die Rekordzahlen seien glückliche Umstände: „Die Feiertage lagen für uns günstig, so dass wir selten geschlossen hatten. Außerdem standen uns 1,5 Millionen Euro für neue Medien zur Verfügung. Davon haben wir 80 000 neue Titel angeschafft. Dass der Medienetat in Düsseldorf nicht gekürzt wurde, zahlt sich jetzt aus.“
Insgesamt gingen im vergangenen Jahr 5 028 060 Medien über die Tresen der Zentralbibliothek, der 14 Stadtteilbüchereien und des Bücherbusses — ein Plus von 2,86 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die stärkste Stadtteilbücherei war mit 325 173 ausgeliehenen Medien (plus 10,16 Prozent) die in den Düsseldorf Arcaden in Bilk. Die Zentralbibliothek kam auf 2 417 299 Medien (plus 0,7 Prozent). Dort sollen die Kunden in Kürze ihre Ausleihen auch selbst an Automaten verbuchen können.
Anteil an der Millionenmarke hatte die Online-Bibliothek, die ein Plus von über 50 Prozent verzeichnet. Mehr als 60 000 Medien haben die Nutzer heruntergeladen. „Sie können zwei Wochen lang auf die Datei zugreifen, dann kann man sie nicht mehr öffnen“, erklärt Kamp. Seine Sache sei das nicht, gibt er zu. „Meine Kinder sind begeistert von E-Books. Eine Generationenfrage.“
Besonders stark genutzt wurde die Online-Bibliothek in den Sommerferien: „Mit dem Ausweis und einem Passwort kann man von überall auf der Welt über das Internet auf Bücher oder Zeitschriften zugreifen“, sagt Kamp. „Das ist ja praktisch“, urteilt Julie. „Ich muss immer mindestens acht dicke Bücher mitschleppen, wenn ich für zwei Wochen in den Urlaub fahre.“