Verkehrswende Stadtwerke Düsseldorf wollen Wasserstoff für Busse produzieren
Düsseldorf · Rheinbahn und Stadtwerke gehen neue Wege, um die Busflotte perspektivisch emissionsfrei antreiben zu können. Um die Busse betanken zu können, werden die Stadtwerke grünen Wasserstoff produzieren.
Rheinbahn und Stadtwerke gehen neue Wege, um die Busflotte perspektivisch emissionsfrei antreiben zu können. Neben 25 neuen batteriebetriebenen Fahrzeugen treffen in Kürze die ersten zehn Wasserstoffbusse ein, zehn weitere sind ausgeschrieben. Um die Busse betanken zu können, werden die Stadtwerke grünen Wasserstoff produzieren, wie die beiden Unternehmen am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mitteilten.
Dafür soll ab 2026 ein Elektrolyseur mit der Leistung von einem Megawatt sorgen. Der Ausbau auf fünf Megawatt sei möglich, sagte Stadtwerke-Chef Julien Mounier, wodurch mit zwei Tonnen Wasserstoff 100 Busse am Tag betankt werden könnten. Zur Produktion des Wasserstoffs soll aus der Müllverbrennungsanlage in Flingern stammender Grünstrom verwendet werden.
Da laut Stadtwerken mehr als die Hälfte der Abfälle biogenen Ursprungs seien, ist aus dem Dampf der Verbrennung entstehender Strom Erneuerbaren Energien gleichgestellt. Mounier sagt: „Es schließt sich ein Kreislauf, was uns sehr wichtig ist. Aus den Abfällen der Düsseldorfer wird Energie für den Antrieb öffentlicher Busse gewonnen.“ Perspektivisch könne sich Mounier auch eine wasserstoffbetriebene Flotte der Awista als Abnehmer vorstellen.
Schon 2024 soll die Tankstelle auf dem Gelände am Höherweg (auch für Privatfahrzeuge) fertig sein, die mit Partner H2 Mobility realisiert und von ihm betrieben wird. Dessen Tankstelle an der Oerschbachstraße soll bis dahin genutzt werden. Die Investitionssumme liegt laut Mounier bei drei Millionen Euro. 1,2 Millionen kommen als Förderung vom Bund. Zu den vereinbarten Konditionen wollten Rheinbahn und Stadtwerke keine Aussage treffen.
Eingesetzt werden sollen die Brennstoffzellen-Busse nach einem Testbetrieb ab dem zweiten Quartal – und zwar auf der Linie 732. Die Kosten pro Bus sind noch vergleichsweise hoch, liegen laut Rheinbahnchef Klaus Klar in der Anschaffung bei 630 000 Euro. Zum Vergleich: Ein Dieselbus liege bei 250 000 Euro, ein E-Bus bei 590 000 Euro. Klar betonte die Stärken der Brennstoffzellen-Busse, die auf eine Reichweite von 350 bis 400 Kilometern pro Tag kommen könnten, was für einen Betriebstag ausreiche. Schlechter sei da die Ausgangsposition bei E-Bussen. Er könne sich vorstellen, dass die unterschiedlichen Antriebsmodelle je nach Linie eingesetzt werden. Zuvor gehe es aber vor allem darum, Erkenntnisse für den zukünftigen Einsatz zu sammeln.
Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) betonte die Bedeutung des Projekts für die Klimaziele der Stadt, bis 2035 klimaneutral sein wollen. „Busse und Bahnen sind das Rückgrat für ein sich änderndes Mobilitätsverhalten. Aber neben dem Ausbau brauchen wir auch eine Optimierung der Antriebe.“ Batterie- oder Wasserstoff-Busse seien ein Gewinn für den Klimaschutz in der Stadt. Der letzte Dieselbus soll übrigens um 2035 herum die Flotte der Rheinbahn verlassen.
Klar und Mounier sagen, dass sich auch ihre Unternehmen den Klimazielen der Stadt verpflichtet sehen. Mounier führt die bereits angekündigte und dafür vorgesehene Investition von zwei Milliarden Euro bis 2030 an. Auch Wasserstofftechnologie sei ein wichtiger Aspekt. Besondere Bedeutung hat die Zukunft des Kraftwerks an der Lausward. Laut Mounier arbeite man derzeit an der Strategie, die Erzeugungskapazitäten für Fernwärme und Strom mit Wasserstoff zu ermöglichen. Bislang wird dafür Gas eingesetzt. Die Turbine im Kraftwerk kann laut Mounier nicht zu 100 Prozent Wasserkraft verarbeiten. Deshalb liefen Untersuchungen, ob man auf eine Aufrüstung oder eine neue Turbine setze, wie Mounier es für wahrscheinlicher hält. Solche Turbinen gebe es bereits auf dem Markt. Ein Anschluss an ein Wasserkraftnetz sei in der Region Düsseldorf gut möglich und ab 2033 denkbar. „Die große Frage wird sein, welche Farbe der Wasserstoff hat und wo er herkommt.“ So sei davon auszugehen, dass Deutschland nach bisherigem Bedarf etwa 70 Prozent des benötigten Wasserstoffs importieren müsse.
Andererseits hält es der Stadtwerke-Chef für möglich, dass die neue Turbine nicht mehr so leistungsstark sein muss. Die Strategie sei, die Energie stärker dezentral zu organisieren. Mounier nennt die Geothermie-Entwicklung, den Abwärmeanschluss bei Henkel oder Großwärmepumpen-Projekte.