Steinberg: Erinnerungsort für die Historie der Straßenbahn

Der Verein „Linie D“ will in einer Halle im früheren Depot Am Steinberg ein Verkehrszentrum einrichten — das ausdrücklich nicht nur Museum sein soll.

Düsseldorf. Bloß nicht noch ein Museum. Das war sinngemäß die Antwort der Stadt, als vor einigen Jahren über die Zukunft des ehemaligen Straßenbahndepots Am Steinberg diskutiert wurde. Vier Hallen gibt es dort, zwei sollen zu Ateliers für Meisterstudenten der Kunstakademie umgebaut werden, eine ist für die Karnevalisten um Jacques Tilly reserviert, die dort die Wagen für den Zoch bauen.

Foto: Judith Michaelis/Rheinbahn

Und die vierte? Die soll eine Art Straßenbahnmuseum werden. Aber nicht staubig und teuer, wie der Begriff Museum womöglich suggeriert. Sondern ein lebendiges Verkehrszentrum, das so wenig Zuschüsse wie möglich braucht. „In der Tat glaube ich nicht, dass eine Ausstellung allein in der Halle sinnvoll wäre“, sagt Hans Männel (61), Vorsitzender der „Linie D“. Der Verein (siehe Info-Kasten rechts) wird als potenzieller Betreiber der Halle gehandelt.

Konkret ist er von der Stadt zwar noch gar nicht eingeschaltet worden. „Es hieß damals, man würde uns zu Rate ziehen, wenn es soweit ist.“ Lange kann das aber nicht mehr dauern: Wie die WZ berichtete, ist auf dem Areal schon mit dem Bau des Balletthauses begonnen worden. Der Kaufvertrag über die restliche Fläche mit den Hallen sollte bis Ende Oktober unterschrieben sein. Der Investor, die Firma Cap Rate, will mit Architekt Karl-Heinz Petzinka u.a. Wohnungen auf dem Gelände bauen — die künftige Nutzung der Hallen kommt damit auch bald auf die Tagesordnung.

Für das Verkehrszentrum vorgesehen ist die Halle, die direkt an der Straße Am Steinberg liegt. Besonders wichtig ist Hans Männel, dass sie den Gleisanschluss behält. In der Halle gibt es sechs Gleise mit einer Länge von jeweils gut 100 Metern. Männel stellt sich dort Dreierlei vor:

1. Betrieb Seine Vorstellung ist, dass es in und an der Halle regelmäßigen Straßenbahnverkehr gibt. „Die Party- und Oldtimerfahrten der Rheinbahn könnten dort starten und enden.“ Denkbar sei auch, dass es an bestimmten Wochenenden einen Oldtimerbetrieb etwa vom Hauptbahnhof oder aus der City zur Halle gibt.

2. Ausstellung Ein Teil der Halle soll als Ausstellungsfläche dienen. Dort könnte die Rheinbahn etwa einige ihrer Oldtimer ausstellen. Männel: „Was viele nicht wissen: Die Rheinbahn hat von allen wichtigen Bahntypen des Nahverkehrs von 1921 bis in die 70er je ein Exemplar erhalten — und alle sind betriebstüchtig. Ein toller Schatz. Ich glaube, das ist in Deutschland auch einmalig.“

3. Events Ein anderer Teil der Halle soll zu einer Eventfläche ausgebaut werden — für Feiern aller Art (Kapazität: um die 200 Gäste). „Dadurch könnte man Einnahmen generieren, die den Betrieb im Wesentlichen finanzieren.“ Nachfrage werde es sicher geben, denn: „Das ist ein klassisches Industriegebäude mit viel Charme“. München habe vorgemacht, wie so etwas funktionieren könne.

Aus Männels Sicht ist das jetzt die ideale Gelegenheit, ein Stück Düsseldorfer Industriegeschichte zu bewahren. „Die Rheinbahn ist für die Stadt ja viel mehr als nur ein Verkehrsunternehmen. Der Bau der Oberkasseler Brücke und die Erschließung des linksrheinischen Düsseldorfs etwa gehen auf sie zurück.“ Die Überplanung des letzten alten Straßenbahndepots in der Stadt sei daher auch „die letzte Chance, etwas Authentisches mit dieser Geschichte zu machen.“