Steuernummer: Post für Paul

Behörden-Ärger: Ein paar Tage ist Paul alt, da bekommt er Post – mit der Bitte, sich zurückzumelden.

Düsseldorf. Eigentlich will sich Stephan Schlüter nicht ärgern, nein, das will er wirklich nicht. "Vielleicht übertreibe ich", sagt er. Aber Schlüter ärgert sich eben doch und mit ihm seine Frau Nicole. Am 24. August kam ihr gemeinsamer Sohn Paul zur Welt. Schlüter kümmert sich um die Formalitäten und meldet seinen Sohn beim Düsseldorfer Einwohnermeldeamt an.

Fünf Tage darauf liegt Post im Briefkasten, von der Meldebehörde. "Wie waren überrascht", erzählt Schlüter. "Aber haben dann mit einem Willkommens-Geschenk für unseren Sohn gerechnet." Er kenne das aus anderen Städten, dort würden Neugeborene schon mal mit einem kleinen Päckchen begrüßt. Aber nein. Der Brief an den Säugling, überschrieben mit den Grußworten "Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr" enthält die Steuer-Identifikationsnummer des Neugeborenen.

Und die Information, den Zettel gut aufzubewahren. Für die Behörden ein ganz normales Verfahren: "Es macht Sinn die Nummer sofort rauszugeben", sagt Oliver Heyder-Rentsch, Sprecher des Bundesministeriums für Finanzen. Über die Anrede sollten die Eltern doch einfach hinwegsehen: "Wir müssen 80 Millionen Bürger anschreiben, da können wir nicht differenzieren." "Befremdlich ist das", findet dagegen Schlüter. "Irgendwie unangenehm."

Er habe gewusst, dass die neuen Nummern in diesem Jahr zugeteilt werden. "Meine Frau und ich haben unsere ja schon vor einigen Monaten zugeschickt bekommen." Den Übereifer der Behörden aber, kann er nicht verstehen. "Im Schreiben wird mein Sohn auf seine Pflichten als Steuerzahler aufmerksam gemacht und gebeten, sich bei fehlerhaften Angaben mit den Behörden in Verbindung zu setzen."

Tatsächlich ist das Schreiben fehlerhaft, denn Sohn Paul ist nicht in Düsseldorf, sondern in Mönchengladbach geboren. Da es noch ein paar Jahre dauern wird, bis er mit einem Stift Buchstaben malen kann, geschweige denn Steuern zahlen, müssen jetzt die Eltern Klarheit schaffen: "Lust und Zeit dazu habe ich gar nicht", sagt der Vater. Anfangs seien er und seine Frau ja noch recht amüsiert gewesen. "Aber die oft zitierte Bürgernähe sieht irgendwie anders aus", findet er.

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