Düsseldorf Stichprobe: Zu viele Stinker in der Umweltzone

Stichprobe auf der Corneliusstraße ergibt: 15 Prozent der Emissionen stammen von Fahrzeugen, die dort nicht fahren dürfen. Stadt sucht Konzepte gegen Stickstoffdioxid.

Die Luftmess-Station an der Corneliusstraße: Dort wird der Grenzwert für Stickstoffdioxid deutlich überschritten.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Ein überraschendes Ergebnis hat eine stichprobenartige Untersuchung eines externen Gutachters auf der Corneliusstraße ergeben. Bei der Suche nach einem Konzept gegen zu hohe Stickstoffdioxid-Werte wurde geprüft, welche Fahrzeuge dort unterwegs sind — und welche Auswirkungen das auf die Luftverschmutzung hat. Dabei kam heraus: „Zirka 15 Prozent der Emissionen, die dort freigesetzt werden, stammen von Diesel- und Benzinfahrzeugen, die laut Umweltzone dort nicht fahren dürften“, erklärte Torsten Nagel vom beauftragten Ingenieurbüro Lohmeyer am Donnerstag im Umweltausschuss. Die Überwachung der Umweltzone obliegt dem Ordnungsamt.

Das Besondere an der neuen Untersuchung ist, dass einen Tag lang (und zwar am 30. September 2015) alle Fahrzeuge auf der Corneliusstraße erfasst und einem Fahrzeugtyp zugeordnet wurden. Insgesamt wurden 50 275 Kennzeichen auf diese Weise ausgewertet. Die Daten zu den Fahrzeugtypen wurden vom Ordnungsamt bzw. vom Kraftfahrtbundesamt zur Verfügung gestellt — und entsprechend der datenschutzrechtlichen Vorgaben später wieder gelöscht.

Auf diese Weise ergibt sich ein sehr deutliches Bild davon, wie viele und welche Stinker dort unterwegs sind.

Hintergrund: Die EU hat für Stickstoffdioxid einen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter festgelegt. Auf der Corneliusstraße lag der Jahresmittelwert 2014 bei 60 Mikrogramm und 2015 immer noch bei 59 — also viel zu hoch. Das Problem: Allein die regionale Hintergrundbelastung beträgt schon 25 Mikrogramm (Jahresmittelwert 2015 in Lörick). Das heißt im Umkehrschluss: Man müsste den Verkehr schon sehr stark reduzieren, um den Grenzwert nicht mehr zu überschreiten. Nagel zu den Politikern: „Sie dürften auf der Corneliusstraße nur jedes dritte Fahrzeug durchfahren lassen, dann hätten Sie eine Chance, den Grenzwert einzuhalten.“

Die Gutachter haben deshalb weitere Berechnungen angestellt, frei nach dem Motto: „Was wäre wenn . . .“ Demnach könnte der Grenzwert im Jahr 2020 eingehalten werden — wenn bis dahin wie erwartet mehr schadstoffarme Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein werden und wenn die so genannte „Blaue Plakette“ kommt. Deren Einführung wird von Bund und Ländern geplant, um Diesel-Stinker (inklusive die mit Euro-5-Norm) draußen zu halten.

Da aber will CDU-Umweltexperte Rüdiger Gutt nicht mitmachen: Er verweist darauf, dass ein solches Fahrverbot auch viele vergleichsweise neue Autos beträfe. „Das wäre ein enteignender Eingriff des Staates.“ Denn wenn es so ein Fahrverbot gäbe, „wären die Autos quasi unverkäuflich“. Gutt plädierte deshalb dafür, bei der Rheinbahn anzusetzen. Deren Busse sind immerhin für mehr als zehn Prozent der Verkehrsemissionen verantwortlich.

Wolfgang Schöll von den Linken reicht das nicht: „Man muss schon an den Autoverkehr ran, wenn man die Anwohner schützen will.“

Wie genau die Stadt erreichen will, dass der Grenzwert in Zukunft eingehalten wird, ist indes noch unklar. Die aktuelle Untersuchung wird in ein neues Konzept einfließen.